Kranoldplatz im Spiegel der Zeit

Engagierter Einsatz für einen Wochenmarkt

Der Wochenmarkt auf dem Kranoldplatz lebt schon immer von der Liebe seiner Anwohner, auch wenn er lange Zeit nicht existierte. 2014 war es Theresa Dün, die das Potential des leerstehenden und karg wirkenden Platzes erkannte. In Eigenregie rief sie »Die Dicke Linda« ins Leben.
Erhalt und Wiederbelebung des Marktes hat Tradition. Bereits 1967, zu Zeiten der Studentenrevolte, kämpften die Menschen um seinen Fortbestand und hatten bis 1974 Erfolg.

Protest für den Erhalt des Wochenmarktes. © FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum / Jürgen Henschel

»Hier fehlte etwas, das spürte ich sofort, nachdem ich hier her gezogen bin und diesen großen Platz sah.« Theresa Dün wuchs in einem Dorf in Brandenburg nahe Cottbus auf. »Meine Wurzeln auf dem Land kann ich nicht verleugnen.« Drei Monate Vorbereitung waren notwendig, bevor »Die Dicke Linda« an den Start ging. Neben den nicht einfachen Verhandlungen mit den Behörden bestand Theresas Hauptarbeit darin, mehr als 800 qualifizierte Adressen von Lebensmittelerzeugern zusammen zu stellen, Pressekontakte aufzubauen und in den Social Media aktiv zu werden. Zunächst waren drei Termine im Sommer projektiert. »Die Dicke Linda« fand schließlich einmal im Monat mit einem festen Stamm von Händlern statt.
Eine Umfrage bestätigte ihre Einschätzung, dass die Menschen mindestens zweimal im Monat den Markt wünschten. »So etwas braucht Kontinuität und Zuverlässigkeit. Also suchte ich nach einem professionellen Marktbetreiber und reduzierte meinen Einsatz. Mit Nikolaus Fink fand ich den Richtigen. Er hat ein gutes Gefühl für das Marktwesen und brachte Geduld mit, die gebraucht wird, um den Handel zum Erfolg zu bringen.« Seit Sommer 2015 findet »Die Dicke Linda« jeden Samstag statt.
»Sie ist mehr als ein Regionalmarkt, das ist ein lebendiger Treff- und Kommunikationspunkt,« stellt Theresa fest, während sich die Bänke an den Tischen bereits mit Menschen gefüllt und sich Schlangen an den Ständen gebildet haben. »Die Frischwaren haben ihren Preis. »Das ist ganz gut so. Man isst gesund und bewusst und wirft nichts weg. Ich habe große Achtung vor den Lebensmittelherstellern. Sie werden oft zu gering geschätzt.«
Was geschah 1967, will sie wissen. Der Wochenmarkt sollte stillgelegt werden. Das stieß auf breiten Protest. »Hausfrauen, rettet euren Wochenmarkt«, so lautete dem Geist der Zeit entsprechend die Unterschriftenliste. Es fand ein Autokorso statt, und der Markt blieb erhalten. Dann kam die Zeit der Discounter, die auch heute noch die schärfste Konkurrenz zu den Regionalmärkten sind.
Theresa Dün hat einen Abschluss als Bachelor für Medienmanagement und macht weiterhin die Öffentlichkeitsarbeit für »Die Dicke Linda«. Jetzt studiert sie in Eberswalde Öko-Agrarmanagement. »Dadurch habe ich sechs Wochen auf einem Biobauernhof in Polen gearbeit, bin Traktor gefahren und habe Kühe getrieben. Die Polen lieben Lebensmittel und haben eine Vielzahl von kleinen Höfen und kleinen Molkereien«.

th
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