Petras Tagebuch

»Man wird doch wohl mal ein Geheimnis haben dürfen«

Es begann im Januar. Ich war ganz froh, dass das neue Jahr begonnen hatte, in der Hoffnung, dass alles besser wird.
Es wurde nicht besser oder schlechter, dafür eigenartig. Ich war mit Felix im Auto unterwegs, als sein Telefon klingelte. Es war der Drucker. Die beiden hatten etwas zu besprechen. Ich fragte nach und erhielt keine Antwort. Auf Nachfrage erhielt ich die lapidare Antwort: »Das geht dich nichts an.« Und ob es mich etwas anging! Immerhin halte ich den Kopf für die Kiez und Kneipe hin. Mir wurde klar, dass irgend etwas im Gange war.
Das nächste seltsame Ereignis fand in der Redaktion statt. Eigentlich wollte ich nur kurz vorbeischauen, blieb dann aber doch bis spät in den Abend, weil so viele Redakteure da waren. Es war sehr unterhaltsam. Nur wunderte ich mich darüber, dass Felix die ganze Zeit spielte und nicht arbeitete. Und dann diese Tuschelei! Sobald ich den Raum verließ, begann die Schnatterei. Ich konnte aber nicht mitbekommen worum es ging. Betrat ich den Redaktionsraum wieder, schwiegen alle zunächst und suchten krampfhaft nach einem Gesprächsthema.
An einem der nächsten Sonntage sprang Felix auf einmal auf und verabschiedete sich. Das ist so gar nicht seine Art. Gewöhnlich bleibt er bis zum Schluss. Als ich ihn fragte, was er so eilig zu erledigen hätte, sagte er: »Man wird doch wohl mal ein Geheimnis haben dürfen!«
So langsam wurde mir das unheimlich. Was war da im Gange, von dem ich nichts wusste? Wollten mich die Kollegen aushebeln? Oder wollten sie, dass ich die Zeitung aufgebe? Ich wurde immer unsicherer.
Als Josi mich bei einer geplanten Büroaufräumaktion versetzte, mit dem Argument, sie hätte eine Auftragsarbeit zu erledigen, war die Verunsicherung komplett. Sie erzählt mir immer, um welche Aufträge es sich bei ihr handelt. Wieso diese Heimlichtuerei?
Das Geheimnis wurde Anfang Februar während der montäglichen Redaktionssitzung gelüftet. Da lag dieses Buch auf dem Tisch mit dem Titel »Petras Tagebuch«.
Damit hatte ich nicht gerechnet. Die Redaktion hat Recht gehabt, dieses Büchlein hinter meinem Rücken produzieren zu lassen. Ich hätte dieser Publikation niemals zugestimmt. Jedoch gebe ich zu, dass mich das alles sehr gerührt hat und all meine Ängste unbegründet waren. In diesem Sinne möchte ich euch Heimlichtuern danken.