Gropiusstadt wird zu teuer zum Wohnen

In der Gropiusstadt geht die Angst um, Angst vor Verdrängung und vor dem Verlust der Wohnung. Das berichteten viele der rund 200 Bewohner, die am 15. Januar zur Einwohnerversammlung ins Gemeinschaftshaus gekommen waren. So berichtete ein Mieter der »Deutsche Wohnen«, dass seine Miete nach der Modernisierung um 385 Euro gestiegen sei.

Gropiusstadt.                                                                                                                                                          Foto: mr

Nach einer Untersuchung der »Landesweite Planungsgesellschaft mbH« (LPG) führen die ansässigen Wohnungsunternehmen bereits umfassende Modernisierungen durch oder bereiten diese vor. Zudem laufen die Belegungsbindungen aus. Das führt zu deutlich höheren Mieten, die sich viele Bewohner, die dort bereits seit Jahrzehnten leben, nicht leisten können. In der Gropiusstadt wohnen überdurchschnittlich viele Arbeitslose, 60 Prozent der Kinder leben in Familien, die von staatlicher Hilfe abhängig sind.
Der Milieuschutz, der in den Altbaugebieten angewandt wird, ist in Großsiedlungen wie der Gropiusstadt kein wirksames Mittel, weil eine Aufwertung durch Balkonanbauten oder der Einbau von Fahrstühlen hier keine Rolle spielen. In der Regel besitzen die Hochhäuser bereits Aufzüge und meist auch einen Balkon. Hier geht es um andere Maßnahmen, wie Wärmedämmung, die auf die Miete umgelegt werden und sich kaum verhindern lassen können.
Der Bezirk will den Bewohnern jetzt mit einer »Umstrukturierungsverordnung« helfen, deren Umsetzung bislang neu im Bezirk wäre, die in einigen Pankower Kiezen aber bereits erfolgreich umgesetzt wurde. Der Aufstellungsbeschluss wurde wenige Tage vor Weihnachten im Amtsblatt veröffentlicht.
»Modernisierungsvorhaben können wir damit zunächst für ein Jahr zurückstellen«, erklärte Baustadtrat Jochen Biedermann auf der Versammlung. Im weiteren Verfahren müsste dann ein Gebietssozialplan aufgestellt werden, in dem festgeschrieben wird, wie hoch die Mieten steigen dürfen und welche Ausstattung in den Gebäuden realisiert werden soll. Die Umstrukturierungssatzung untersagt also nicht die Baumaßnahmen, sondern begrenzt die Miete. »Die Bewohner der Gropiusstadt haben uns an ihrer Seite«, sagte Biedermann.
Für die Mieter, in deren Häusern die Modernisierungen schon genehmigt wurden, kommt das zu spät. Ihnen empfahlen die Vertreterinnen der »Mieterberatung Prenzlauer Berg GmbH«, die seit August letzten Jahres in der Gropiustadt tätig ist, sich zusammenzuschließen und sich Unterstützung bei der Mieterberatung zu suchen.

mr
Die Termine der Mieterberatung finden sich auf der Terminseite.