Neuköllner AfD und der rechte Rand

AfD-Mitglied möglicherweise an Anschlägen beteiligt

Zwei Wochen bevor das Auto des linken Politikers Ferat Kocak am 1. Februar 2018 neben seinem Haus in Flammen aufging, wurden Sebastian T. und Tilo P. dabei beobachtet, wie sie Kocak beobachteten. Zwei Tage zuvor gab der Verfassungsschutz die Informationen an das Landeskriminalamt weiter. So berichtet es die »taz«. Was bedeutet das? Kocak hätte gewarnt, die Täter in flagranti verhaftet werden können. Nachträgliche Haftbefehle wurden von einem Gericht gekippt, es kam zu Hausdurchsuchungen, bei denen eine «Feindesliste» mit Neuköllner Namen und Adressen gefunden worden sei.

Ferat Kocaks Auto brennt.                                                                                                                                 Foto: pr

Bei den beiden Verdächtigen handelt es sich keineswegs um unbeschriebene Blätter. Sebastian T. ist ein bekannter Neuköllner Neonazi, vorbestraft und schon lange für die NPD aktiv. Brisant ist allerdings die Personalie Tilo P., denn der ist AfD-Mitglied und sogar Beisitzer im Neuköllner Bezirksvorstand. Er leistete 2016 Wahlkampfhilfe, organisierte Veranstaltungen für die AfD und lässt sich auf Demos in Chemnitz blicken, an denen auch mutmaßliche Rechtsterroristen teilnehmen. Außerdem fiel er auch schon wegen rassistischer Gewalt auf: 2003 war er Teil einer Gruppe, die auf dem Britzer Baumblütenfest vermeintliche »Nichtdeutsche« angriff. Auch gibt es Fotos aus dem Jahr 2016, auf denen Tilo P. und Sebastian T. auf einer Veranstaltung des AfD-Landesvorsitzenden Georg Pazderski zu sehen sind.
Betroffene wie Kocak oder der Buchhändler Heinz Ostermann aus Rudow forderten im Dezember in einem offenen Brief an den Generalbundesanwalt, dass die Anschagsserie als rechter Terror eingestuft werden solle, allerdings ohne Erfolg. Die 51 rechtsmotivierten Angriffe seit 2016 sind bis heute nicht aufgeklärt, obwohl Sebastian T. und Tilo P. seit Januar 2017 vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

jt