Petras Tagebuch

Weihnachtliches Geschick

Wie jedes Jahr war der Dezember ein Monat, der mit Missgeschicken gespickt war. Die Anzahl der Missgeschicke verdichtete sich in beängstigender Weise mit der Nähe zum 24. Dezember. Am Interessantesten waren tatsächlich die letzten drei Tage vor Weihnachten.
Am Sonnabend morgen ging es los. Gerade erreichte ich noch um kurz nach sechs mein Flugzeug von Stuttgart nach Berlin. Ich war die letzte, die den Flieger bestieg. Das hing damit zusammen, dass die Sicherheitskontrollen ewig dauerten. In Berlin angekommen, stellte ich fest, dass ich es mit der BVG nicht pünktlich zur Arbeit schaffen würde. Also nahm ich ein Taxi, das mich mal eben 40 Euro kostete.
Auf dem Kranoldplatz angekommen, hatte ich den Plan, mich auf dem Wall-Klo umzuziehen um für den Markt­tag warm genug gekleidet zu sein. Das Klo schluckte das Geld und ließ die Tür verschlossen. Dank der lieben Kollegen auf dem Markt konnte ich mich jedoch in einem Wagen umziehen.

Am Sonntag dann war es ruhig. Als ich am Abend nach Hause kam und zu Bett gehen wollte, hörte ich ein Geräusch in der Wohnung, das ich noch nicht kannte. Ich lief durch die Zimmer auf der Suche nach der Ursache und wurde fündig: Die Kleiderstange in mei­ner Kammer, deren Verankerung abgebrochen war, hing auf halb sieben. Ich weiß, dass die Repa­ratur ein größeres Projekt wird, das ich ins nächste Jahr verschoben habe.
Als ich am 24. nach der Arbeit mein restliches Programm abarbeitete, gehörte auch ein Besuch auf dem Friedhof dazu. Dort musste das Licht­lein erneuert werden. Es kam, wie es kommen musste. Das Feuerzeug war leer. Passanten waren nicht unterwegs, was kein Wunder war, denn es war schon fast dunkel. Also bin ich nach Hause gefahren, füllte das Feuerzeug auf und fuhr nochmals zum Friedhof. Nun brannte das Kerz­lein.
Am Abend war ich eingeladen. Es war schön und sehr unaufgeregt. Außerdem war die Wohnung schön warm. Als ich satt und aufgewärmt war, schlief ich mit meiner Zigarette in der Hand am Tisch ein. Es passierte nichts, ich war ja nicht allein.
Im nächsten Jahr möchte ich das alles bitte nicht mehr.