Neue Müller mahlen gut

Lehrlingsfreisprechung in der Britzer Mühle

Bei den Besuchern der Britzer Mühle herrschte gespannte Erwartung. Am letzten Tag der Mühlensaison 2018 wurden sie Zeugen der feierlichen Freisprechung der Müllerlehrlinge, die im September ihre Prüfungen bestanden hatten, »nach Mühlenordnung und Zunftgebrauch« wie sie im Roman »Krabat« von Ottfried Preussler beschrieben ist.

Bürgermeister überreicht die Urkunden.                                                                                                   Foto: mr

Der Meister, der an einem Tisch Platz genommen hatte, vor sich ein schwarzes Buch und eine Axt, fragte, ob die Noch-Lehrlinge zwei Bürgen hätten, die die Ausbildung bezeugen könnten. Michael Schillhaneck,Vorsitzender des Vereins »Britzer Müllerei e.V.« und einer der Bürgen, versicherte: »Die Lehrlinge haben an der Britzer Mühle zu Berlin das Müllerhandwerk erlernt und sind in allen Künsten und Handgriffen hinlänglich unterwiesen!«. Der Meister berührte sie mit der Axt an Kopf und Schulter, sprach sie von ihrem Stand als Lehrlinge frei und übergab sie den Gesellen. Von denen wurden sie mit Mehl bestäubt, bekamen einen Sack über den Kopf gezogen und wurden ordentlich mit Keulen »durchgewalkt« und damit in die Gemeinschaft der Müller-Gesellen aufgenommen.

Bemehlt und durchgewalkt.                                                                                                                              Foto:mr

Die Urkunden und ein silbernes Säbeleisen als Anstecknadel, das Abzeichen der Britzer Müller, wurden den Neu-Gesellen von Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Derya Çağlar, Mitglied des Abgeordnetenhauses (beide SPD), überreicht. »Es ist großartig, das hier die handwerklichen Traditionen gepflegt werden«, sagte Hikel in seiner Fest­ansprache. Die Mühle sei einer der »Leuchttürme im Bezirk«.
Seit 1987 werden an der Britzer Mühle Hobby­müller nach niederländischem Vorbild ausgebildet. Zwei Jahre lang wird an je zwei Abenden im Monat Theorie gelehrt mit Wetterkunde und Tischlerkurs, dazu kommen an zwei Samstagen die praktischen Anwendungen. Dabei führen die »Lehrlinge« die meisten der erforderlichen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten aus, so dass die Mühle immer voll funktionstüchtig ist.
Er wolle »das alte Wissen bewahren und den Kindern den Ursprung ihrer Brötchen bewusst machen«, begründete Martin Koß, einer der neuen Gesellen, sein Engagement. Es habe ihn besonders gefreut, als ein Kind ihm nach einer Führung versicherte, in Zukunft das Pausenbrot nicht mehr wegzuwerfen.

mr