Petras Tagebuch

Chaos in der Karl-Marx-Straße

Ich war immer voll des Lobes über die Bauarbei­ten in der Karl-Marx-Straße. Der einspurige Verkehr stadteinwärts hat eine Verlangsamung hervorgerufen, die Auto- und Fahrradfahrer zu gleichberechtigten Verkehrsteilnehmern macht. Zumindest dann, wenn die Fahrradspur nicht zugeparkt ist.
Die Baustelle zog im Herbst weiter bis zur Werbellinstraße. Das ging verkehrstechnisch noch ganz gut. Stadt­auswärts mussten die Radler ein kleines Stück über den Bürgersteig schieben und konnten ab der Briesestraße wieder auf das Rad klettern und auf dem Fahrradstreifen weiter fahren. Die Autos wurden über die Rollbergstraße, die Morus- und Briesestraße wieder auf die Karl-Marx-Straße geführt.
Inzwischen hat sich die Baustelle erweitert. Die letzte Möglichkeit zur Umgehung der Bau­stelle stadtauswärts ist in die Flughafenstraße möglich. Die Autofahrer, die diese Möglichkeit verpasst haben, werden links in die Erkstraße geführt, rechts über die Donaustraße und wieder rechts über die Anzengruberstraße, die in diese Richtung neuerdings Einbahnstraße ist. Dann wird der Verkehr links ein kleines Stück über die Karl-Marx-Straße geführt und dann wie bisher durch die Rollbergstraße.
Für Autofahrer, Radler und Fußgänger ist das eine kaum zu bewältigende Herausforderung.
Die Autos stauen sich in unbeschreiblicher Weise, als würden sie sich am Liebsten stapeln wollen. In der Anzengruberstraße kollidieren Busse und Lieferverkehr. Sobald ein Geschäft beliefert wird, kommt der Bus nicht mehr durch die Straße. Die Reaktion ist dann ungeduldiges Hupen, gepaart mit den klassischen Berliner Beschimpfungen, die die Sache zwar nicht ändern, dem Einzelnen aber Luft verschaffen.
Nicht viel besser ergeht es den Fahrradfahrern. Sie müssen sich im letzten Moment, bevor sie auf die Linksabbiegersspur zur Erkstraße gezwungen werden, auf den Bürgersteig retten. Schie­benderweise zwängen sich Fußgänger und Fahrradfahrer anein­ander vorbei. Nicht immer mit freundlichen Worten. Es sind einfach auch viele Menschen an dieser Stelle unterwegs. So schieben sich die Massen bis zur Briesestraße. Dort kön­nen sie Luft holen und sich wieder freier bewe­gen.
Ich wage nicht, diese Verkehrssituation zu kritisieren. Mir fällt ja auch nichts dazu ein.
Schade ist es nur, dass ich in dem Gewusel nicht gemerkt habe, dass die Karl-Marx-Straße erstmals nach vielen Jahren wieder eine Weihnachtsbeleuchtung hat. Aktuell bin ich damit beschäftigt, mir meinen Weg zu bahnen und kann die Weihnachtsbeleuchtung nicht wahrnehmen. Insofern kann ich mir an dieser Stelle kein Urteil erlauben, hörte aber von Nachbarn über die Hässlichkeit der Beleuchtung. So kann ich der Baustellensituation doch etwas Gutes abgewinnen und muss mich nicht über eine hässliche Weihnachtsbeleuchtung aufregen.