»Pirate Jenny« im Saalbau

Erinnerung an die Arbeiterkultur der Weimarer Republik

Vor Hundert Jahren stürzte eine Massenbewegung den Deutschen Kaiser und beendete den Ersten Weltkrieg. Den Jahrestag dieser deutschen Novemberrevolution nimmt Ina Wudtke zum Anlass, sich mit den künstlerischen Methoden der Arbeiterkultur in der Weimarer Republik auseinanderzusetzen.

November.                                                                                                                                                                Foto: mr

Im Mittelpunkt der Ausstellung „Pirate Jenny“, die noch bis zum 25. November in der Galerie im Saalbau zu sehen ist, steht das gemeinsame Wirken von Bertolt Brecht und Margarete Steffin. Der aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Dichter und die Arbeiterin lernten sich in der Theaterklasse der „Marxistischen Arbeiterschule“ in Neukölln kennen. Sie arbeiteten seit Anfang der 1930er Jahre bis zu Steffins Tod 1941 im Moskauer Exil eng zusammen.
Die an zwei Segel erinnernde Installation „November“ bezieht sich auf diese Beziehung, ist zugleich aber auch Symbol der Revolution, die durch den Aufstand der Matrosen ausgelöst wurde.
Auf dem roten Segel ist Brechts berühmtes Lied von der „Seeräuber Jenny“ aus der „Dreigroschenoper“ geschrieben, das weiße Segel zeigt Steffins Text vom „Lied des Schiffsjungen“. Weitere ihrer Texte sind in einer Wandzeitung zu sehen. Dazu werden in einer Vitrine antiquarische Bücher und Zeitschriften ausgestellt.
Im Video einer Performance, die an verschieden Orten Berlins entstand, unter anderem vor dem neuen Stadtschloss und vor der alten Post in Neukölln, greift Ina Wudtke Protestaktionen der Arbeiterkünstler der Weimarer Republik auf und wendet sie an auf die Entwicklung der Wohnungssituation in Berlin. Darauf verweist auch die Videoinstallation, die als Dauerschleife im Fenster zur Straße läuft.

mr