Der letzte Tag vom Syndikat?

Kneipe hat die Kündigung auf dem Tisch

Muss das Kiezkneipenkollektiv ihre Begegnungsstätte »Syndikat« schließen? Es sieht ganz danach aus. Nach fast 33 Jahren hat der in der Nachbarschaft tief verwurzelte Treffpunkt die Kündigung erhalten; zum Jahresende soll Schluss sein.
Das »Syndikat« soll wohl genau so wie auch viele andere Cafés, Kneipen und Läden verschwinden, weil diese im Kiez gewünschten und benötigten Orte nicht die Gewinn- und Renditeerwartungen der (neuen) Hauseigentümer – meist anonyme GmbHs, Holdings und andere Immobiliengruppen, teils aus dem Ausland und besonders hier aus Steuerparadiesen –erfüllen.
Kann die Kündigung noch abgewendet werden? Das Kollektiv unternimmt jedenfalls Einiges, um dieses Ziel zu erreichen. Wichtigste Maßnahme ist dabei die Aktivierung der Kiezbewohner – schließlich ist das Syndikat ein Treffpunkt für Alle, unabhängig von Herkunft, Einkommen, sexueller Orientierung und Status.
»Proletarier und Autonome, Hipster und Asseln, Studenten und Hartzer – sie alle hat diese Kneipe schon kommen und gehen gesehen«, ist im Internet zu lesen. Soll solch ein Ort der Begegnung wirklich verschwinden, und ist das vielleicht der Beginn einer weitergehenden Veränderung des Kiezes zu Lasten der alteingesessenen Bevölkerung? Man muss solch einen Ort nicht gut finden, aber viele im Kiez tun das.
Was kann die lokale Politik für den Erhalt der Kiezkneipe »Syndikat« tun? Das war auch ein angesprochener Punkt auf der Einwohnerfragestunde der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln am 17. Oktober. Die Antwort des zuständigen Bezirksstadtrats lässt leider – aufgrund des geltenden Rechts – nur bedingt hoffen. Er hat zwar seine Unterstützung zugesagt und seine Bereitschaft, mit dem Eigentümer beziehungsweise der Hausverwaltung zu sprechen, bekräftigt. Allerdings weist er auch darauf hin, dass es bei Gewerbemietverträgen auch im Bereich von Milieuschutzgebieten keinerlei rechtliche Einflussmöglichkeiten seitens des Bezirks gibt. Das ist leider anders als im Wohnungsmietrecht.
Abhilfe kann nur eine Reform des Gewerbemietrechts auf Bundesebene bringen. Mehrere Parteien arbeiten daran; für das »Syndikat« wird es wohl trotzdem zu spät sein.

hs