30 in der Fulhamer Allee

Halbherzige Lösung für Anwohner

Der Verkehrssenator Andreas Geisel, der damalige Neuköllner Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer, der Abgeordnete Joschka Langenbrinck und die Neuköllner Bezirksverordnete Deryla Caglar (alle von der SPD) ließen sich im April 2016 von Schülern der Fritz-Karsen-Schule in Britz zufrieden hochleben. Anlass war die Wiedereinführung einer zeitlich begrenzten Tempo-30-Zone auf dem Teil der vielbefahrenen Fulhamer Allee, der an ihre Schule grenzt.

TEMPO-30-Zone.                                                                                                                                                   Foto: rr

Die Fulhamer Allee in Britz ist eine knapp 700 Meter lange Verbindungsstraße. Einspurig durchschneidet sie eine geschützte Grünfläche und ist eigentlich ein Nadelöhr, da sowohl die zuführende als auch die weiterführende Straße jeweils zweispurig ist. Direkte Anrainer sind zwei Kitas, die Fritz-Karsen-Schule mit 1.300 Schülern sowie deren Grundschulfiliale, die Backbergschule auf einem separaten Grundstück 50 Meter weiter.15 Jahre lang galt auf ganzer Länge der Straße Tempo 30. Selbst als die Ursache, nämlich Straßenschäden, schon jahrelang behoben war, hob der Bezirk das nicht auf, der Schul- und Kitakinder wegen. Die BVG, Autofahrer, Anwohner und Schüler lebten damit gut. Absurderweise forderte 2015 ausgerechnet die Berliner Verkehrsverwaltung vom Bezirk, dort das Tempo 50 wieder einzuführen, weil die Kriterien einer Begrenzung von der Straßenverkehrsordnung angeblich nicht gedeckt seien. Ab da galt wieder Tempo 50!
Dagegen protestierten sowohl die Schule, Eltern und Anwohner und gingen dafür sogar auf die Straße. Der Abgeordnete für Britz und Köllnische Heide Joschka Langenbrinck und der damalige Schulstadtrat Jan-Christopher Rämer ersuchten den Senator für Stadtentwicklung und Umwelt Andreas Geisel, die Tempo-30-Zone wieder einzuführen.
Aus dessen Hause kam darauf erst eine sehr bürokratische Ablehnung. Nach weiteren Interventionen fand sich eine »politische« Lösung: Die Tempo-30-Zone wurde auf einem Teilstück wieder eingeführt und zeitlich, von Montag bis Freitag, begrenzt. Das geschah dann mit einer Feier im April 2016. In seiner Rede betonte der Verkehrssenator: »Berlin ist Tempo-30-Hauptstadt« und »In Berlin gibt es kaum noch Schulen, vor denen nicht bereits Tempo 30 angeordnet ist. Wir brauchen zwar Hauptstraßen, auf denen weiterhin Tempo 50 gilt; wenn es aber um die Sicherheit unserer Kinder geht, kenne ich keine Kompromisse«, was bis dato in seiner Behörde nicht bekannt gewesen sein muss.
Der Sprecher der Initiative »Wohnen in Nachbarschaft-Britz«, Lothar Wolf, der sich seit Jahren beharrlich für eine totale 30-Begrenzung einsetzt, bleibt unzufrieden. Ihn ärgert die Halbherzigkeit dieser Regelung. Warum die zeitliche Geschwindigkeitsbegrenzung? Schließlich führe die Straße durch eine besonders am Wochenende sehr frequentierte, dazu noch geschützte Grünanlage, in der das Museum Neukölln, das Britzer Schloss und der Gutshof liegen. Weshalb gilt Tempo 50 in dem Teil der Fulhamer Allee, an dem schon immer die Backberg-Schule liegt und das Gemeindezentrum einer Kirche mit seiner gerade im Bau befindlichen Kita?
Jetzt, 2018, plädiert die Bezirksverordnete Marina Reichenbach (SPD) auch für Tempo 30, weiter zeitlich begrenzt auf der gesamten Strecke. Voraussichtlich am 12. September wird der bezirkliche Ausschuss für Straßen, Grünflächen und Ordnung über ihren Antrag beraten. Offen und spannend ist ob, und wenn ja, wie sich dann der Bezirk entscheidet.
rr