Wenn die Zähne wackeln

Die Brombeere blüht und trägt Früchte

Brombeeren (Rubus fruticosus) stehen an vielen Ecken Neuköllns und tragen oftmals gleichzeitig Blüten und Früchte. In diesem Jahr sind die Früchte besonders früh reif.

Lecker Hirschbollen.                                                                                                                             Foto: Eva Willig

Brombeerhecken gibt es am goldenen Horn, in Rudow und am Neuköllner Schifffahrtskanal. Die Brombeere wächst in gemäßigten Zonen auf fast der ganzen Welt.
Die Blätter der Brombeere sind schwer und werden deshalb häufig als Beigabe in industriell gefertigte Tees gemischt. Aus ihren Früchten lässt sich leckere Marmelade kochen oder mit Grappa Likör ansetzen.
Sie werden auch in Kräuterkissen gefüllt, die Geplagten bei Rückenschmerzen dienen. Meine Mutter arbeitete in den 50er Jahren in der Fabrik und hatte oft Rückenschmerzen. Damals hatten wir noch die 48-Stunden-Woche. Wenn sie nach Hause kam, legte sie sich ein Kissen, gefüllt mit getrockneten Himbeer- und Brombeerblättern ins Bett, und am nächsten Morgen ging es dem Rücken besser.
Brombeeren werden seit uralten Zeiten als Heilpflanze betrachtet. Hippokrates und Dioskurides beschrieben schon ihre Wirkungen.
Sie enthält die B-Vitamine 1, 2 und 6, viel Vitamin C sowie Betacarotin und Folsäure. An Mineralien enthält sie Kalium, Calcium, Natrium, Magnesium und Eisen. In den Blättern sind viele Gerbstoffe, weswegen sie adstringierend sind. Waschungen mit einem Absud aus den Blättern sollen hilfreich bei Haut­unreinheiten sein, und Mundspülungen sollen zahnfestigend wirken.
Volkstümlich heißt sie Frombeere, Hirschbollen, Kratzbeere, Moren oder Nur.
Der Apotheker Tabernaemontanus (1520 bis 1590) berichtet unter anderem: »Die Blätter und unzeitige Frucht in Wein und Essig gesotten / im Mund gehalten / machen die Zähn fest / so da sehr wackeln. Die Blätter zerrieben und übergelegt / heylen die gülden Ader / und stillen das Blut…. Diß Laub gedört / zu Pulver gestossen / ist nutzlich zu den Geschwären des Viehes / eingestreut.«

Eva Willig