Petras Tagebuch

Geplatzte Einkaufstüte mit Hindernis

Seit geraumer Zeit habe ich mich tatsächlich daran gewöhnt, mich an die Verkehrsregeln zu halten, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin.
Erstaunlicherweise hat das die vorhandene Aggressivität mancher Autofahrer gegenüber Fahrradfahrern nicht gelindert. Das geht so weit, dass ich von nicht nur einem Autofahrer mit dem Spruch »eh, nun fahr doch endlich« angemacht werde, obwohl die Ampel rot ist. Mir ist klar, dass diese Autofahrer nicht neben dem Fahrradfahrer starten wollen, denn der könnte vor sich hin wackeln und somit ein Hindernis darstellen.
So geschah es vor wenigen Tagen. Ich stand an der Ampel Hermannstraße Ecke Leykestraße. Es ist eigentlich eine sehr unaufgeregte Ampel, die eigentlich nur wichtig ist für Fußgänger, die nicht lebensmüde, aber trotzdem sehr aufmerksam sind. Denn genau weil die Ampel so überflüssig erscheint, übersieht mancher Verkehrsteilnehmer die Ampelfarbe und fährt weiter. Das betrifft Auto- wie auch Fahrradfahrer. Der erfahrene Fußgänger schaut an dieser Ampel tatsächlich bei der Grünphase nach rechts und links, um lebendig die Straße zu überqueren.
Ein Autofahrer blaffte mich an: »Fahr endlich und sei nicht so ein Verkehrshindernis.« In diesem Moment sah ich einen Mann, der offensichtlich aus der Biocompany kam, eine Papiertüte voll mit Bio, die Hermannstraße bei Grün überqueren. Die Papiertüte hielt das Gewicht ihres Inhalts dann doch nicht aus und platzte mitten auf der Straße.
Ohne nachzudenken stellte ich mein Fahrrad quer und half dem Mann, seine frisch erworbenen Produkte auf die andere Straßenseite zu bringen.
Inzwischen hatten die Autofahrer gemäß grünen Lichts wieder freie Fahrt. Bedauerlicherweise stand mein Fahrrad im Weg, und das Hupkonzert begann. Die Schimpferei nahm kein Ende. Das machte mich richtig ruhig.
Ich sprach mit dem Mann, ob ich ihm noch eine neue stabilere Tüte besorgen soll, stellte mit Zufriedenheit fest, dass Sahne und Milch den Unfall gut überstanden hatten und fragte ihn, ob ich noch irgendetwas für ihn tun könne. Nein, das wäre überhaupt nicht nötig, meinte der Mann und bedankte sich höflich bei mir.
In aller Seelenruhe ging ich zu meinem Fahrrad und freute mich darüber, dass die Autofahrer sich endlich im Recht fühlten. Die Ampel war inzwischen wieder rot und wir warteten gemeinsam.