»Ich wünsche mir faire Chancen auch für Schwarze«

Eine Ausstellung im Café Blume thematisiert institutionellen Rassismus in Neukölln

»Dealende Afrikaner« – schnell sind sie so betitelt, und wer durch die Hasenheide geht, würdigt sie meistens keines zweiten Blickes. Doch nicht jeder Mann afrikanischer Abstammung, der sich in der Hasenheide aufhält, verkauft Drogen, und die wenigsten, die es tun, tun es gerne. Hier stehen Menschen, die ihre eigene Geschichte haben. Und oft schlechte Erfahrungen mit deutschen Institutionen gemacht haben. Diese sichtbar zu machen, hat sich eine Fotoausstellung im »Café Blume« zur Aufgabe gemacht.

Wo ein Wille ist, ist der Weg oft schwer.                                                                                         Foto: Anonym

Die Ausstellung wurde von drei Studierenden der »Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin« organisiert. Dabei haben sie mit der Methode der »Photovoices« gearbeitet. Die Studierenden haben westafrikanische Männer in der Hasenheide kontaktiert, sie gebeten, Fotos von Orten zu machen, mit denen sie gute und schlechte Erfahrungen verbinden und dazu Interviews geführt, um Hintergrundinformationen zur Biografie der Fotografen zu erhalten. Diese werden zusammen mit den Bildern gezeigt, und ermöglichen so den Betroffenen eine direkte Darstellung ihrer eigenen Perspektive.
In den Interviews berichten die Teilnehmer von ihren Schwierigkeiten in den Deutschschulen, davon, wie sie teilweise trotz Hochschulabschluss keine Jobs finden und im Zusammenhang damit oft auch keine Wohnung. In allen Interviews wird deutlich, dass die Teilnehmer klare Vorstellung davon haben, was sie gerne arbeiten würden, aber erleben, dass ihnen der Weg an verschiedenen Stellen verbaut bleibt. »Ich wünsche mir faire Chancen auch für Schwarze«, fasst es ein Teilnehmer zusammen.
Zur Eröffnung der Ausstellung hielt Frau Moundoumbou, unter anderem Mitbegründerin und stellvertretende Vorsitzende des »Zentralrat der Afrikanischen Gemeinde in Deutschland«, einen Vortrag und stellte die persönlichen Erfahrungen der Fotografen in einen größeren Zusammenhang. Sie beschrieb, dass Menschen afrikanischer Abstammung nach wie vor begrenzten Zugang zu hochwertiger Bildung, Gesundheitsdiensten, Wohnraum und sozialer Sicherheit haben. Und so sind sie neben persönlichen Anfeindungen, also Alltagsrassimus, eben auch institutionellem Rassismus ausgesetzt. Sie verwies auf die seit zwei Jahren auch in Deutschland ausgerufene »Weltdekade für Menschen afrikanischer Abstammung«, und forderte dazu auf, sich in diesem Rahmen stärker zu engagieren.
Es ist eine kleine Ausstellung, die in dem Café leicht übersehen werden kann. Die Studierenden hätten den Teilnehmern auch gerne mehr angeboten, als nur die Fotos auszustellen. Sie wünschen sich beispielsweise systematische Beratung der Westafrikaner in der Hasenheide durch Streetworker. Es ist halt ein kleiner Schritt, aber die Hasenheide ist direkt vor der Tür, und so kann man nach der Ausstellung bei einem Spaziergang darüber nachdenken, wie man vielleicht selber dazu beitragen kann, Rassismus zu überwinden.
dt
Café Blume, Fontanestraße 32