Kapern, Pistazien und Hanfteig

Italienische Cucina erobert weiter den Kiez

An italienischer Gastronomie mangelt es wahrlich nicht im Nordneuköllner Kiez, doch die Community aus Bella Italia ist groß und Pizza, Pasta und Co. schmecken halt fast allen. Nicht nur das »Ammazza che pizza« an der Hobrechtbrücke oder das »Monella« in der Weichselstraße haben zuletzt hohe Standards gesetzt; unlängst haben sich gleich mehrere weitere neue Lokale lustvoll der Stiefelküche verschrieben.

MADAMAS Pizza. Foto: hlb

Thomas Mudersbach vom »May am Ufer« liebt die traditionelle Cucina. In Mailand hatte er schon ein Bio-Restaurant und war sogar mal Privatkoch eines Mailänder Fußballpräsidenten. Nun heißt das umgebaute »May« »Capperi!« (Kapern) und fokussiert sich seit April auf »Italian natural kitchen & craft wine«. Das neue Konzept vereint Mudersbachs Kochfreude, das Warenwissen von »Siziliessen«, seit drei Jahren Importeur sizilianischer Spezialitäten, und die Weinkompetenz der veganen Weinbar »Neontoaster«, die hier für das Sortiment an Naturweinen engagierter Winzer zuständig ist. So kommen möglichst chemiefreie Tropfen und authentisch zubereitete sizilianische Produkte auf den Tisch – was allerdings auch seinen Preis hat. Zum Reinschnuppern empfiehlt sich der Aperitivo: Von 17 bis 20 Uhr gibt’s ein Glas Wein mit einem Stück Büffelmozzarella oder einem Hackbällchen für fünf Euro.
Ein wenig die Pannierstraße runter hat sich das nach einem Kinderlied benannte »Madama Dorè« von Giulio Bianchini seit letztem Herbst zu einem richtigen Pizzeria-Ristorante gemausert und wirbt ebenfalls mit authentischer Qualität, echten und mit Feinkostverstand ausgewählten Zutaten und traditioneller Herstellung – neuitalienisch »true food«. So besteht die Carbonara natürlich nicht aus Schinken und Sahne, sondern Pancetta, Pecorino und Eiern. Antipastiteller mit den typischen Käse-, Wurst- und Gemüsesorten, Salate, traditionelle Pastagerichte (Gnocchi und Tagliatelle sind hausgemacht) und knusprige Pizzen, alle unter zehn Euro, werden in freundlichem Ambiente – und wie im »Capperi!« auch draußen – serviert. Eine wechselnde kleine Wochenkarte erweitert das solide Angebot. Ein bisschen wie bei Ma(da)ma.
Heißeste Neueröffnung aber ist seit März die »W Pizza« am Weichselplatz mit ihrer kleinen Karte an ziemlich perfekt fluffigen Pizzen alla Napoli. Die hippe Pizza-Bar von Darius Suski und Chefkoch Łukasz Sołowiej (zuvor Pizzaiolo im Kreuzberger »Zola«) mit ihren unverputzten Wänden und kunstvoller Deko ist zugleich eine mit einem neapolitanischen Steffano-Ferrara-Holzofen ausgestattete Bäckerei. Das »W« steht für wheat und weed, Weizen und Hanf, denn der aus Sauerteig gezogene Pizzateig lässt sich für zwei Euro Aufpreis auch hälftig aus Weizen- und Bio-Hanfmehl bestellen. Der Hanfteig gibt den nur 90 Sekunden bei 485 Grad gebackenen Pizzavarianten – etwa mit Auberginen-Paste, Salsiccia, Provola und Basilikum oder »bianca« mit Radicchio, Gorgonzola, Walnüssen und Honig – eine noch rustikal-herzhaftere Note. Danach ein Tiramisu oder einen Espresso, und das Vita ist bella. Am Wochenende soll’s bald auch Frühstück inklusive Croissants mit Pistazienfüllung geben.
Sommerurlaub in Italien? Essen lässt sich’s in Neukölln zumindest genauso gut.

hlb
Capperi!, Pannierstr. 32, Do – Di 17 – 23 Uhr, www.capperiberlin.com, Facebook: capperi.berlin
Madama Dorè, Pannierstr. 9a, Di – So 18 – 23:30 Uhr, www.madamadore.de, Facebook: madamadoreneukoelln
W Bakery’n Pizza, Fuldastr. 31, Di – Fr 18 – 22 Uhr, Sa/So ab 13 Uhr, Facebook: wpizza