Lieber Garten statt Warten

Der »Coop Campus« bringt ehemalige Friedhofsflächen zum Blühen

Berlin war lange eine Stadt voller interessanter Zwischennutzungsprojekte. Doch der Immobilienboom hat leerstehende Fabriketagen oder besetzte Wohnhäuser sozial-romantische Erinnerungen werden lassen. Unerwarteter Weise steht mitten in Neukölln eine große Fläche neuen Nutzungsformen zur Verfügung – ein Teil des Friedhofs »Jerusalem V« an der Herrmannstaße 84 – 90. Denn längere Lebenserwartung und mehr Feuerbestattungen machen immer mehr Friedhofsflächen in Berlin entbehrlich.

Früher Friedhof – jetzt Garten.                                                                                               Foto: Schlesische27

Langfristig soll auf dem hinteren Teil des Friedhofs Wohnraum für Geflüchtete entstehen und auch einigen sozialen Projekten Platz zur Verfügung gestellt werden. Doch bis dahin würden nicht nur rund. 20 Hektar frühere Friedhofsfläche brachliegen, sondern auch die Gebäude des ehemaligen Steinmetzes direkt an der Straße. Und so ergibt sich die Möglichkeit einer Zwischennutzung, die das Internationale Jugendkunst- und Kulturhaus »Schlesische27« in Kooperation mit dem »Raumlabor Berlin« seit 2015 wahrnimmt. Entstanden ist ein Gemeinschaftsgarten, den Nachbarn, Zugezogene und Geflüchtete gemeinsam gestalten. Das Projekt bekam zunächst den einfachen Titel »Die Gärtnerei«. Im alten Steinmetzhaus wurde eine Gartenschule eröffnet, in der neben der Planung der Gartenarbeit auch Deutschkurse stattfinden. Das Angebot wird durch eine Holzwerkstatt ergänzt, regelmäßig finden Infoabende mit gemeinsamen Essen und gemütlichem Ausklang bei Musik im »Café Nana« statt. Inzwischen ist der Garten zu ansehnlicher Größe angewachsen. Ein langer Holzsteg verdeutlicht den Anspruch, Landschaftsgarten und nicht nur Gemüsebeet oder Blumenwiese zu sein. Unterstützt durch die IKEA-Stiftung wurde letztes Jahr ein großes Gewächshaus errichtet, das zusammen mit dem Stadtgartenprojekt »Prinzessinnengärten« zur Pflanzen­aufzucht genutzt werden soll und sonst als interessanter Veranstaltungsort dient.
Jetzt geht das Projekt in die nächste Runde. Aus der Gärtnerei wurde der »Coop Campus«. Als ein neuer Schwerpunkt soll die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ausgeweitet werden, im Sommer letzten Jahres fand bereits eine große Sommerschule statt. Nachdem ein Lichterfest im Dezember die Winterpause einläutete, startet jetzt im April die Pflanzsaison.
Gäste sind insbesondere zu den zahlreichen Veranstaltungen immer gerne gesehen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall – einfach um den Garten als einen schönen und ruhigen Ort zu erleben und auch, weil der »Coop Campus« ein Ort geworden ist, an dem jeder unkompliziert mit verschiedenen Menschen und verschiedenen Geschichten in Kontakt kommen kann.

dt
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