Die Freiheit des Jazz

Über Großmütter, Wandel und Improvisation

Seine eine Großmutter vererbt ihm, als er sieben Jahre alt ist, eine elektrische Kirchenorgel, mit neun wechselt Markus Deuber zum Klavier. Später will er Rock spielen und bekommt statt des erhofften Schlagzeugs einen E-Bass, bringt sich Riffs von Led Zeppelin bei. Zum Jazz kommt der gebürtige Bad Dürkheimer durch einen Workshop der IG-Jazz Mannheim, der jährlich in der Pfälzer Weingegend stattfindet.

markus Deuber (links) mit »mellum«.                                                                                        Foto: Leon Griese

Beeindruckt von der Freiheit des Jazz, bei dem es oft nur ein kurzes Thema gibt, über das improvisiert wird, kauft er sich mit achtzehn vom Erbe der anderen Großmutter ein Schlagzeug. Er nimmt Unterricht beim Jazz-Pianisten Rainer Böhm, studiert in Dresden Jazz-Klavier und geht für weitere drei Jahre zum Studium ans Konservatorium nach Wien. Für Deuber eine Stadt, »die wunderschön ist, ein wenig spießig sein kann, in der Kunst und Musik aber den Gegenpol schafft und, mit fast schon boshafter Kritik an dieser Spießigkeit, avantgardistisch wird. Dadurch entsteht eine sehr lebendige und gesellschaftskritische Szene.«
Seit sieben Jahren lebt er in Berlin, unterrichtet und spielt in verschiedenen Bands, darunter die selbst gegründete Formation »mellum«.
»mellum«, mit Saxofonist Otto Hirte, Drummer Joe Smith, Bassist Guiseppe Bottiglieri und Deuber am Klavier entwickelt ihre Musik aus minimalistisch angelegten Kompositionen und Improvisationen. Dem Konkurrenzdruck der Jazzszene möchten sie sich nicht beugen. Für Deuber »klingen Instrumente am Besten, wenn sie frei sind«. Es geht ihm nicht um »Instrumental-Akrobatik als Selbstzweck oder vorgegaukelte Sentimentalität«. So wird häufig ohne Vorgaben gespielt, aufgenommen und das »Rohmaterial« rückwirkend transkribiert, um es dann zu Stücken weiterzuentwickeln und auszukomponieren. Dadurch wird das Repertoire der Band stetig erweitert, befindet sich immer im Wandel. Seit dem 22. Februar ist das Demoalbum »ep« mit acht Stücken, von denen drei komplett improvisiert sind, auf »bandcamp« veröffentlicht. Die vier arbeiten bereits am nächsten Album.

jr
https://mellum1.bandcamp.com/album/ep
https://www.facebook.com/mellumband/