Katastrophe oder Wandel

Glück gehabt: die »Schilleria« ist der Verdrängung nochmal von der Schippe gesprungen. Das lag vor allem daran, dass der Eigentümer eine reale Person ist, mit der man reden konnte. Eine Fondsgesellschaft hat wohl kaum ein soziales Bewusstsein. Und auf dem freien Wohnungsmarkt ist wenig Platz für Freiräume für Jugendliche aus prekären Verhältnissen.
Dass nun immer wieder Lösungen auf Zeit gefunden werden, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir vor einer massiven Veränderung im Kiez stehen. Ähnlich wie beim Klimawandel sollte eher von einer »Kiez­katastrophe« als von Wandel gesprochen werden. Neukölln wird nämlich nicht nur langweilig, wenn »Schilleria« & Co. weichen müssen, es wird auch sozial zerrüttet, gespalten und schlicht nicht mehr lebenswert sein.
Es ist schon ein Wahnsinn, dass wir uns jedes Jahr aufs neue fragen müssen: Wem gehört die Stadt?

Jana Treffle