Zehn Jahre erzählte Zeitgeschichte

Britzer Gesprächskreis feiert Geburtstag

Vor zehn Jahren trafen sich interessierte Britzer in der »Tagesfreizeitstätte Bruno Taut« im Hufeisen zum ersten Mal mit dem Ziel, Bewohner der Siedlung anzuhören und deren Geschichten zu erfassen. Dieser anfangs enge Rahmen wurde früh überschritten und beeinflusste auch das Heft »Britzer erzählen«, das 2011 aus einigen dieser Beiträge entstand. Hinzu kamen bald Biografien, die zum Beispiel die beiden unterschiedlichen Teile der Britzer Großsiedlung erläutert und verglichen haben, denn schließlich wurde nur eine zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben.

Freizeit für Senioren.                                                                                                                                             Foto: rr

So entstanden Texte über einen geplanten Flugplatz Britz oder über die eher unbekannten Besitzer des Rittergutes A. Riedel und C. Jouanne. Die Biografien von Britzern wie Heinrich Vogeler, Margarete Kubicki, Pfarrer Piechowski, Conrad Blenkle wurden erarbeitet und auch ein Blick auf die kurze Zusammenarbeit von Herbert Wehner mit dem Anarchisten Erich Mühsam geworfen.
Als sich immer mehr Teilnehmer mit jüngerer Zeitgeschichte befassen wollten, wurde das Themenfeld auf ganz Britz erweitert. Dabei wurde das Gebiet um das Rathaus Britz, den RIAS und den »Britzer Garten« erfasst. Zeitgleich lief die Ausstellung »Das Ende der Idylle« des Museums Neukölln, dessen Katalog von den zahlreichen Besuchern intensiv genutzt wurde.
Erschüttert hat den Gesprächskreis, dass jener Stolperstein, der zum 90. Geburtstag eines Teilnehmers und wichtigen Zeitzeugen, Karol Kubicki, für dessen Vater beantragt und gesetzt wurde, am 9. November aus dem Pflaster gerissen und gestohlen wurde. Zusammen übrigens mit allen weiteren Stolpersteinen der Siedlung. Jemand versucht hier bewusst, Erinnerungen zu löschen, was der Gesprächskreis so nicht hinnehmen wird.
Jetzt im Dezember, anlässlich des zehnjährigen Bestehens, erscheint ein zweiter Teil von »Britzer erzählen«. Eingang fanden wieder private, geschichtliche und zeitgeschichtliche Beiträge. Nicht jeder der inzwischen drei Dutzend Gesprächskreisteilnehmer will auch schreiben, aber das Interesse an Sach­informationen oder Geschichten aus dem Britzer Kiez bleibt der Motor der monatlichen Treffen. Willkommen ist jeder. Der Britzer Gesprächskreis trifft sich jeden zweiten Mittwoch im Monat, um 15:30 in der »Seniorenfreizeitstätte Bruno Taut« im Hufeisen in Britz, Fritz-Reuter-Allee 50.

rr