Mit Blick nach Mekka

Muslimische Gräber auf dem Lilienthalfriedhof

Für die meisten Neuköllner ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sie tote Angehörige in der Nähe bestatten und das Grab besuchen können. Das gilt inzwischen auch für die Neuköllner Muslime. Auch sie wollen ihre verstorbenen Angehörigen nicht mehr wie früher in die Länder ihrer Vorfahren überführen, sondern sie im Bezirk bestatten. Deshalb hat das Bezirksamt nun beschlossen, ab 2018 auf dem Friedhof an der Lilienthalstraße, angrenzend an die Johanneskirche, acht neue Grabfelder zu schaffen, die besonders für Muslime geeignet sind.

Monumentaler Empfang.                                                                                                                                  Foto: mr

Diese bieten Platz für bis zu 1.600 Bestattungen. »Es wird kein rein muslimischer Friedhof«, sagt Pressesprecherin Susanne Wein. »Es wird ein städtischer Friedhof bleiben, auf dem jeder, unabhängig von seiner Religion, bestattet werden kann, aber die Grabfelder werden so angelegt, dass die Gräber Richtung Mekka zeigen.«
»Auf dem Lilienthalfriedhof können wir unkompliziert und zeitnah neue Grabflächen schaffen, die den Bedarf erst einmal decken«, sagt Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey. Dazu bedarf es einer Änderung des Friedhofsentwicklungsplans, denn eigentlich waren hier keine Begräbnisse mehr vorgesehen.
Der Neue Standortfriedhof Lilienthalstraße wurde von 1938 bis 1941 für gefallene Soldaten der Wehrmacht errichtet. Auch die monumentale Trauerhalle mit der Freitreppe stammt aus dieser Zeit.
Heute ruhen dort 4935 Opfer des Zweiten Weltkrieges in endlosen Reihen von Einzelgräbern unter schlichten Grabplatten. Auch Bombenopfer sind hier bestattet. Deshalb auch die vielen Frauennamen aus den letzten Kriegsjahren. Daneben gibt es Sammelgräber für ungezählte Kriegstote. Seit 1950 gilt der Friedhof als zentrale Kriegsgräberstätte Berlins.

mr