Neukölln hat gewählt

Starkes Nord-Süd-Gefälle

Zeitweise schien es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu geben. Am Ende holte sich der SPD-Mann Fritz Felgentreu das Direktmandat mit einem Vorsprung von 2,4 Prozent vor Christina Schwarzer (CDU). Damit verliert sie ihr Bundestagsmandat, denn auch für den Einzug ins Parlament über die Landesliste reichte es nicht, weil die CDU auch in Berlin herbe Verluste hinnehmen musste. Gegenüber der letzten Bundestagswahl verlor sie 6,7 Prozent und landete bei nur noch 22,3 Prozent der Stimmen. Somit hat Neukölln in den nächsten vier Jahren nur noch eine Stimme im Bundestag.


»Nach dem härtesten meiner bisher fünf Wahlkämpfe als Kandidat haben mir die Neuköllnerinnen und Neuköllner erneut ihr Vertrauen geschenkt. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich war noch nie in der Opposition und hoffe sehr, dass es mir gelingen wird, in dieser neuen Rolle für Neukölln etwas Gutes zu bewirken«, schreibt Felgentreu auf seiner Website.
Mit 26,8 Prozent haben deutlich mehr Wähler dem Kandidaten ihre Stimme gegeben, als seiner Partei, die nur auf 19,5 Prozent kommt, 6,8 Prozent weniger als bei der Wahl 2013.
Bei den Stimmenanteilen für die SPD gab es keine gravierenden Unterschiede zwischen den einzelnen Wahlbezirken. Die wenigsten Stimmen erhielten Kandidat und Partei mit 25,3 und 16,1 Prozent im Reuterkiez. Die größte Zustimmung gab es in der Gropiusstadt, in der Felgentreu sein Wahlkreisbüro hat, mit 29,6 Prozent für den Kandidaten und 24,1 Prozent für seine Partei.
Bei allen anderen Parteien gibt es deutliche Unterschiede im Wahlverhalten zwischen dem quirligen multikulturellen Norden, der mit explodierenden Mieten und den Folgen der Gentrifizierung kämpft und dem eher bürgerlichen Süden Neuköllns mit seinen Eigenheimsiedlungen.
So konnte die CDU besonders im Süden punkten. Den höchsten Wert erzielte sie in Rudow mit 34,5 Prozent. Christina Schwarzer holte hier satte 39,8 Prozent der Erststimmen. In den drei nördlichen Wahlkreisen musste sie sich dagegen mit Werten zwischen 10,6 und 13,5 Prozent begnügen. Auch die AfD, die sich auf 11,1 Prozent steigern konnte, wird stärker, je weiter es nach Süden geht. In der Gropiusstadt brachte sie es auf 16,8 Prozent, ihr schlechtestes Ergebnis erzielte sie im Wahlkreis  2 (Schillerkiez, Rollbergviertel und Donaukiez) mit 5,2 Prozent.
Die FDP erreichte ihren höchsten Wert mit 11,8 Prozent in Rudow. Im Norden reichte es nur für Werte zwischen 3,6 und 4,4 Prozent. Insgesamt erreichte sie 7,7 Prozent.
Ein umgekehrtes Bild ergibt sich bei der Linken, die um 4,1 Prozent zulegen konnte und mit 18,3 Prozent der Stimmen drittstärkste Kraft im Bezirk wurde. Sie konnte im Wahlkreis 2 mit 32,3 Prozent ihr bestes Ergebnis erzielen. In Rudow brachte sie es dagegen nur auf 7,3 Prozent. Die Grünen waren am stärksten im Reuterkiez, wo sie 23,7 Prozent erreichten. In Britz mussten sie sich dagegen mit 5,1 Prozent zufrieden geben. Insgesamt erreichten sie im Bezirk 13,1 Prozent der Stimmen.
Die Wahlbeteiligung lag mit 71 Prozent etwas höher als bei der letzten Bundestagswahl.
Beim Volksentscheid zum Weiterbetrieb des Flughafens Tegel stimmten 56,1 Prozent mit Ja, 41,7 Prozent waren für die Schließung. Auch hier war das Nord-Südgefälle deutlich. Während im Reuterkiez 55 Prozent für die Schließung votierten, waren es in Rudow nur noch 28,7 Prozent.

mr