Spuren und Spiralen

Faszinierende Arbeiten im KINDL

Den aktuellen Arbeiten ist ein großes Publikum zu wünschen, denn beide Ausstellungen sind, so unterschiedlich ihr künstlerischer Ansatz auch ist, absolut sehenswert.

Silo der Stille .                                                                                                                                                           Foto: pr

Die neuesten Werke der Berliner Bildhauerin Asta Gröting, die in der untersten Etage des Maschinenhauses unter dem Titel »Berlin Fassaden« gezeigt werden, sind Silikonabgüsse von Mauerstücken, die noch die Wunden des Zweiten Weltkriegs in Form von Einschusslöchern in sich tragen. Das Silikon lässt jede noch so kleine Unebenheit an den Fassaden sichtbar werden. Durch die starke Haftung werden Jahrzehnte alter Staub, Dreck, kleine Mauerstücke, selbst Graffities auf die Abdrücke mit aufgenommen, die so wie bemalt wirken. Die Einschusslöcher treten als Narben der Geschichte auf den Negativabdrücken hervor.
Im 20 Meter hohen monumentalen Kesselhaus verwirklicht jedes Jahr ein Künstler eine Arbeit, die speziell für diesen Raum konzipiert ist und auch nur für den Zeitraum der Ausstellung Bestand hat. Die aktuelle Arbeit trägt den Namen »Silo of Silence – Clicked Core« und wurde von der koreanischen Künstlerin Haegue Yang entworfen. In einem leicht anmutenden Zylinder aus schwarzen Jalousien dreht sich langsam eine Spirale aus Jalousien und Leuchtstoffröhren. Die Arbeit eröffnet dem Besucher ein weites Assoziationsfeld, die Anklänge reichen vom riesenhaften DNA-String bis zum überdimensionalen Mobile. Doch was es auch ist, das Objekt entwickelt eine Sogkraft, der sich der Betrachter nur schwer wieder entziehen kann.

rb
KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst,
Am Sudhaus 3
Asta Gröting: Berlin Fassaden, noch bis 3. Dezember 2017
Haegue Yang: Silo of Silence – Clicked Core, noch bis 13. Mai 2018
Öffnungszeiten: Mi – So 12 -18 Uhr,
Eintritt: 5 Euro / 3 Euro