Upcycling auf französisch

Aussortiertes wird umfunktioniert

Der Westschweizer François Rossier kommt eigentlich vom Film. Diese Schaffensseite gedachte er nur kurz zu unterbrechen, um sich einmal seinem Faible, dem Basteln, intensiver widmen zu können. Diese Pause dauert inzwischen fünf Jahre, ohne absehbares Ende. François ist leidenschaftlicher Upcycler. Berlin sei das Paradies, sowohl für seine Ambition als auch fürs Upcycling. Deshalb kam er mit seiner Familie nach Kreuzberg und eröffnete eine Ladenwerkstatt in Neukölln.

François Rossier vor seiner Ladenwerkstatt.                                                                                              Foto: rr

Fast täglich begegnen ihm abgestellte Dinge auf der Straße, die er dann unbedingt mitschleppen muss.
Weil Müll für ihn nur eine Frage der Definition ist, folgt der passionierte Bricoleur (Bastler) nun seinem Wunsch, das gängige Verhalten, stets Neues kaufen zu müssen, zu durchbrechen. Weil viele funktionstüchtige Objekte oder auch solide Materialien leichtfertig als obsolet erklärt und dann entsorgt werden, geht er übers bloße Recyceln hinaus. Er bewertet um und definiert neu, um mehr als nur den stofflichen Wert des Ausgangsobjektes zu erhalten.
Alte Skier fügt er zu einem Kleiderständer zusammen, und alte, ausgemusterte, ver­zinkte Dachluken haben nun als imposanter Kronleuchter eine neue Funktion. Wie auch ein unstimmbares Klavier, das er in einen Schreibtisch wandelte. Upcycling verschiebt die Grenze zwischen »alt« und »neu«. Er möchte auch gern handwerklich talentierter Mittler sein, falls Kunden Liebgewonnenes oder noch Brauchbares erhalten wissen möchten. Dann versucht François, dies im engen Dialog aufzuarbeiten oder gemäß der örtlichen Gegebenheiten zu transformieren, damit der Besitzer es wieder nutzen kann.
François glaubt, eigentlich finde Recycling immer statt, früher oder später, mit oder ohne unser Einverständnis. Upcycling aber durchbricht diesen Kreislauf, sofern wir selbst als auch die Politik bereit sind, einen Kurswechsel zu vollziehen. Ein Messer kann Waffe oder Werkzeug sein. Erst die menschliche Benutzung definiert das. Objekte von François Rossier werden daher bewusst neu gesehen und benannt, vielfach auch mit leichter Ironie. Was er kreiert, zeigt und verkauft er in seiner Ladenwerkstatt in der Hobrechtstraße 54.

rr
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