Wir müssen – aber wie?

»Gebrannte Kinder« im Heimathafen stellen Fragen einer Generation

Zehn junge Menschen sind in einem geschlossenen Raum isoliert und wollen etwas in Gang bringen, das die Welt »da draußen« verändert. Zehn junge Menschen agieren gegen Kapitalismus und Fremdenhass, gegen Grenzen und grenzenlose Finanzsysteme.

Wenn die Fetzen fliegen.                                                                                                                                                          Foto: pr

Was die Zuschauer beim Stück »Gebrannte Kinder« im Februar im Heimathafen zu sehen bekamen, waren die Anfänge einer Organisation von jungen Leuten, die alle das mehr oder weniger bestimmte Gefühl haben, dass etwas gewaltig schief läuft, dass es brennt in der Welt. Ohne Hierarchie und Anführer, ähnlich wie bei »Nuit Debout« in Paris, versuchen sie bei ihren teilweise sehr unterschiedlichen Vorstellungen von dem, was getan werden muss, einen Konsens zu finden. Dabei kommt es zu Streit genauso wie zu ausgelassenem Spaß, Gruppen bilden sich in der Gruppe, Grenzen werden überschritten und gezogen, Strukturen und Regeln aufgestellt und wieder verworfen. Regisseurin Wiebke Hagemeier und ihr Kollege Christian Wehmeier haben das Stück gemeinsam mit den Schauspielern entwickelt, die ihre eigenen Ideen einbauten und selber Monologe schrieben. Als theaterpädagogisches Stück war »Gebrannte Kinder« Teil der Reihe »ÜberLebensElixier« der internationalen Theaterkompanie »suite42«, die damit zu Ende geht. Es ist allerdings schon eine neue Serie in Planung, nämlich »ÜberLebensWert«, und auch »Gebrannte Kinder« wird vielleicht im Juni nochmal aufgeführt.
Die Fragen, die sich die Mitwirkenden stellen, sind die Fragen ihrer Generation. Was tun gegen all die Brände in der Welt, wie handlungsfähig bleiben? Bei sich selbst anfangen oder gleich ans Gesamtgesellschaftliche gehen? Auch am Ende des Stücks haben sie keine endgültige Antwort auf ihre Fragen gefunden. Aber sie setzen sich auseinander mit den Themen, für die sie brennen, sehen die Notwendigkeit, aktiv zu sein. »Versuch einer Empörung« ist der Untertitel des Stücks, und er beschreibt ganz gut, was darin vorgeht. Es bleibt bei einem Versuch und man verlässt das Studio des Heimathafens zwar gut unterhalten, aber nicht ganz befriedigt. Doch genau dieses leichte Unbefriedigtsein ist die nötige Voraussetzung für die eigene Auseinandersetzung mit Missständen. Wer meint, die Wahrheit erkannt zu haben, lehnt sich getrost zurück. Wer aber sieht, dass die Welt brennt, muss handeln. »Und das am besten nicht allein«, sagt Hagemeimer.

jt