»Einfach das Ende der Welt«

Ein Familienessen als Vorhof zur Hölle

Der Film »Einfach das Ende der Welt« ist der neueste Film von Regie-Wunderkind Xavier Dolan, dem frankokanadischen Filmemacher, der schon mit seinem Debüt »I killed my mother« die Filmwelt ausnahmslos begeisterte. Ganz so liebevoll wurde sein aktuelles Werk nicht aufgenommen, beim Screening der Premiere auf dem Filmfestival in Cannes begleiteten Buh-Rufe die Vorstellung, den Jury-Preis gewann er trotzdem.

»Einfach das Ende der Welt« erzählt die Geschichte von Louis, einem Theaterautor aus der Großtadt, der in einem schwülen Sommer heimkehrt zu seiner Familie. Sein unangekündigter Besuch ist eine ebenso große Überraschung wie sein unangekündigter Abgang vor 12 Jahren, als er sang- und klanglos einfach ging. Das hat selbstverständlich Spuren hinterlassen, und es dauert nicht allzu lang, bis sich sämtliche Emotionen der Familienangehörigen Bahn brechen. Der Zuschauer darf 90 Minuten lang einer von zahlreichen Neurosen geplagten Familie dabei zusehen, wie sie sich gegenseitig zerfleischt. Vom jähzornigen älteren Bruder bis zur vollkomen überdrehten Mutter, die viel zu viel Make-up im Gesicht hat, ist alles dabei.
Das fantastisch besetzte Familien-Drama, unter anderem mit Vincent Cassel und Marion Cotillard, ist ein Paradestück der gescheiterten Kommunikation zwischen Angehörigen. Dass die Menschen und Dialoge sich da manchmal im Kreis drehen, gehört zwingend dazu. Die fast nur aus Nahaufnahmen bestehende Bildgestaltung macht das Zusehen nicht einfacher. Louis hat sich in seiner Abwesenheit mehr von seiner Familie entfremdet als erwartet, und so kommt er während der Zeit bei seiner Familie auch nicht dazu, ihr den Grund seiner Heimkehr mitzuteilen – er ist unheilbar krank und wird bald sterben.
In Sartres Drama »Geschlossene Gesellschaft«, hieß es »Die Hölle, das sind die anderen«, und mehr muss über »Einfach das Ende der Welt« auch nicht gesagt werden.

bk
Einfach das Ende der Welt (Frankreich, Kanada 2016, Xavier Dolan 97 Minuten) läuft im »Il Kino«, in der Nansenstraße 22, am 8. März. um 15:30 Uhr, im franzöischen Original mit englischen Untertiteln. Weitere Termine unter: www.ilkino.de.