Vom Wedding in die Fußballstadien der Welt

»PENG! PENG! BOATENG!« in der Probebühne des Heimathafens

Die Eigenproduktionen des Heimathafens stehen ganz in der Tradition des Volkstheaters, das gerade in Neukölln eine lange Geschichte hat. Mit ihrem »Neu-Berliner Volkstheater« will die künstlerische Leitung lebensnahe Unterhaltung für die Kiezbewohner auf die Bühne bringen. Die Regisseurin Nicole Oder hat sich in den letzten Jahren in ihrer »Neuköllner Trilogie« besonders mit den Themen Familie, Herkunft und Selbstbestimmung beschäftigt und sich damit auch über die Grenzen Neuköllns hinaus einen Namen gemacht.

Ausbruch aus dem Käfig.                                                                                                                                Foto: Verena Eidel

Auch das aktuelle Stück »PENG! PENG! BOATENG!« kreist um diese Themen. Entstanden nach Motiven aus dem Buch »Die Brüder Boateng. Drei deutsche Leben zwischen Wedding und Weltfußball« des Journalisten Michael Horeni, geht Oder der Frage nach, »wie man wird, was man ist«.
Die Probebühne des Heimathafens, in der hintersten Ecke des Innenhofes an der Hasenheide 9 im Souterrain gelegen, spiegelt mit seinen kahlen, schmuddeligen Wänden die Atmosphäre des Fußballkäfigs im tiefsten Wedding wieder, in dem die drei Brüder George (gespielt von dem Musiker und Beatboxer Daniel Mandolini), Kevin Prince (Tamar Arslan) und Jérôme (Nyamandi Mushayavanhu) tagein tagaus Fußball spielen und von der großen Karriere träumen. Jérôme, der aus einem wohlbehüteten Wilmersdorfer Umfeld kommt, muss sich zunächst an die raue Weddinger Gangart gewöhnen: »Wir sind die Käfigtiger, du die Kunstrasentussi«. Es ist eine harte Schule, durch die die beiden älteren Brüder den jüngeren schicken: »Immer nur mit dem schwachen Fuß spielen, mit dem starken kanns jeder«. Am Ende wird Jérôme seinen Traum verwirklichen, die anderen beiden stolpern immer wieder über ihre mangelnde Disziplin und ihre Weigerung, sich der »bürgerlichen« Welt anzupassen.
Vor allem Tänzer Tamar Arslan und Schauspieler Nyamandi Mushayavanhu legen viel Leidenschaft und großen Körpereinsatz in ihr Spiel, während Daniel Mandolini das Publikum mit virtuosen Beatbox-Einlagen beeindrucken kann.
Das Stück ist unterhaltsam und nachdenklich zugleich, ganz im Sinne des Volkstheater-Gedankens. Ein Besuch lohnt sich – auch für Neuköllner, die normalerweise mit Fußball nichts am Hut haben.

rb
Pier 9, Hasenheide 9 im Hinterhof;
Termine: 5.–7./11.–13. /19./21. Januar – 19:30
Karten: 15 /10 €