Der Weg zurück ins Leben

Methadon bietet einen Ausweg aus dem Suchtkreislauf

Der Umzug der Methadonpraxis von der Karl-Marx-Straße in den Rollbergkiez ist beschlossene Sache. Im Vorfeld gab es allerdings jede Menge Ärger. Anwohner und soziale Einrichtungen protestierten in Diskussionen und einer Demonstration gegen die Praxis.

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arzt Chaim Jellinek.                                                                            Foto: pm

Als Anfang des Jahres der Betreiber der Methadonpraxis, Chaim Jellinek, völlig verzweifelt auf den Stadtrat Falko Liecke zuging und ihn bat, ihn bei der Raumsuche zu unterstützen, musste auch er feststellen, wie groß die Vorbehalte mancher Vermieter gegen eine Methadonpraxis waren. Endlich wurde Liecke fündig. Von allen landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften war als einzige »Stadt und Land« bereit, Räume zur Verfügung zu stellen. Die Renovierungsarbeiten sind im Gange, und Ende November zieht die Praxis in die Morusstraße 16.Im Gespräch mit Liecke und Jellinek im Neuköllner Rathaus unterstrich der Methadonarzt das Engagement Lieckes. Die Versorgung seiner etwa 2.540 Patienten ist somit gesichert.
Methadon ist ein Ersatzstoff für Heroin, der getrunken wird, sodass keine Spritzen verwendet werden müssen. Sollte der Suchtkranke parallel Heroin nehmen, hat Heroin keine Wirkung. Die Suchtkranken können mit dem Substitut ein normales Leben führen.
Jellinek beschäftigt acht Sozialarbeiter, die die Patienten beim Einstieg in ein geregeltes Leben unterstützen. Die Vorteile bei der Vergabe von Methadon liegen klar auf der Hand: die Beschaffungskriminalität fällt weg, das spart Geld in der Justiz. Auch die Krankenkosten werden gesenkt, da heroinabhängige Menschen eher im Krankenhaus landen. Methadon ist da der gesündere Weg.
Das Substitut kann lebenslang verabreicht werden, wenn es der Patient will. Jellinek weist darauf hin, dass Sucht meist schon in der Pubertät entstehe. Besonders gefährdet sind Menschen, die aus instabilen Familienverhältnissen stammen und unter mangelndem Selbstbewusstsein leiden. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die Suchtkranken wieder zu Heroin greifen würden, sobald Methadon abgesetzt würde, so der Arzt. Es ist daher wichtig, Angebote wie die Methadonpraxis bereit zu stellen. In seinen Augen sollte auch die Prävention schon in der Kita beginnen. Laut
Liecke würden in Neukölln bereits Programme angewendet, bei denen Sozialarbeiter nach der Geburt eines Kindes aktiv in die Familien gehen, damit das Kindeswohl gesichert ist. Trotzdem müsse hier noch mehr gemacht werden, betont der Stadtrat.

ro