Mein Freund, der Baum

Die Erneuerungen von Wasserrohren führen zur Abholzung

Viele der alten Bäume in der Weserstraße werden das nächste Frühjahr nicht mehr erleben. Sie werden gefällt, weil von September 2016 bis Frühjahr 2017 im Abschnitt zwischen der Weichsel- und der Pannierstraße die Trink- und Abwasserleitungen erneuert werden müssen.

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Aktueller Zustand der Weserstraße.                                                                                                                             Foto: mr

Die liegen dort seit 100 Jahren im Boden unter den Gehwegen und sind dringend sanierungsbedürftig, weil sie abgesackt und dadurch an einigen Stellen sogar undicht geworden sind, wodurch an mehreren Stellen Abwasser in den Untergrund rinnt. Grund ist eine Torfschicht, die im Laufe der Jahre nachgegeben hat. Für den Neubau und die nachhaltige Stabilisierung der neuen Kanalrohre müssen Stützpfeiler ins Erdreich gerammt werden. Dazu müssen beiderseits der Straße Baugräben ausgehoben werden, denen die Straßenbäume im Weg stehen. Die Wasserbetriebe haben sich aber verpflichtet, für jeden gefällten Baum einen neuen Baum zu pflanzen und drei Jahre lang für dessen Pflege zu sorgen.Die Anwohner sind wütend, weil sie weder vom Bezirksamt noch von den Berliner Wasserbetrieben rechtzeitig über diese Baumaßnahme informiert, geschweige denn in die Planungen einbezogen wurden, obwohl die Baustelle bereits seit Anfang 2015 in Planung ist. Erst kurz vor den ersten Fällungen hatten Handzettel über die Sperrung der Straße informiert.
Um den Schaden wenigstens etwas zu begrenzen und dem großen Misstrauen entgegenzuwirken, luden Bezirksamt und Wasserbetriebe am 12. September zu einer Informationsveranstaltung ein.
Nachdem sich Stefan Natz, Pressesprecher der Wasserbetriebe, mehrmals bei den zahlreich erschienenen Anwohnern wegen der schlechten Informationspolitik entschuldigt hatte, erklärte er, warum an der Fällung von rund 40 Bäumen in diesem Abschnitt kein Weg vorbeiführe. So sei beispielsweise eine Verlegung der Leitungen in die Straßenmitte nicht möglich, weil dort schon mehrere Fernwärme-, Strom-, Gas- und Telekommunikationstrassen verlegt seien. Dort sei schlicht kein Platz mehr.
Der Leiter des Grünflächenamtes gab zu bedenken, dass jede denkbare Alternative die Bäume in Mitleidenschaft ziehen würde. Der Einsatz von schwerem Gerät würde in jedem Fall dazu führen, dass das Wurzelwerk der Bäume beschädigt und ihre Standsicherheit damit beeinträchtigt würde. Das könne dann später zu schweren Unfällen führen. Ein solches Risiko würde der Bezirk aber auf keinen Fall eingehen.
Das Misstrauen der Anwohner konnte er damit nicht ausräumen. »Wir haben den Eindruck, dass vorschnell Fakten geschaffen werden«, sagte einer der Anwohner. mr