»JAJA« – oui oui zu lebendigem Wein

Kein Hokuspokus im Glas

In vino veritas? Heute längst nicht mehr. Mit Enzymen und Chemie darf ganz legal nachgebessert und an Aromen gebastelt werden, was sich sogar Biowinzer zunutze machen. Selbst bei Demeterweinen sind noch Zusätze wie Zucker erlaubt. Auf dem Etikett müssen jedoch lediglich Sulfite ausgewiesen werden. Der Wunsch nach wahrhaftigem Genuss hat Naturweine daher zu einem der heißesten Gastrotrends gemacht.

Jaja Bar Etienne Julia
EINGESCHENKT: reiner Wein.                                                                                                                                           Foto: hlb

Den greifen im »JAJA« seit Anfang Mai auch die in Norddeutschland geborene Julia Giese und ihr aus der Auvergne stammender Freund Etienne Dodet auf. Zuvor hatten sie in Paris eine Bierbar namens »Udo« und später noch ein Restaurant mit Weinbar, Galerie und Buchladen betrieben. Dort lernten sie die Welt des Naturweins kennen, nahmen Kontakt zu Winzern auf und lernten viel darüber, wie sehr an gängigen Weinen manipuliert und geschummelt wird.
Nach zehn Jahren Paris entschlossen sich Julia und Etienne, nach Berlin zu gehen.

Neukölln erinnerte sie an ihren Pariser Lieblingsbezirk Belleville, und so kamen ihnen die frei werdenden Räumlichkeiten des »Nouss Nouss« gerade recht, um hier gute Naturweine vorzustellen, ihnen das elitäre Image zu nehmen und die Freude am Entdecken zu teilen – zu fairen Preisen in lockerer Atmosphäre. Ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe und Labor-Hokuspokus verursache Naturwein nicht nur viel weniger Kopf- und Magenbeschwerden, er sei auch ein ursprüngliches, oft überraschendes Getränk für jeden Tag – »und in Maßen genossen auch ein exzellentes Aphrodisiakum«, zwinkert Etienne. Ohne sich Industriestandards anpassen zu müssen, kann der Wein frei von seiner Herkunft, Traube, Erde, dem »Terroir« mit all seinen jedes Jahr anderen, individuellen Faktoren erzählen. Er habe so mehr Seele und lebe in der Flasche weiter, schwärmt Julia.
Auf der Karte – je fünf offene rote und weiße Weine ab 3,50 Euro das Glas, zudem rund 50 französische und andere europäische Tropfen in Flaschen, auch zum Mitnehmen, sind im Angebot – findet sich, was die beiden selber gern trinken. Als Begleiter, auch zu Kaffee und Schnäpschen, gibt es ein wechselndes Angebot einfacher Speisen, wie der Wein von kleinen Herstellern mit Leidenschaft und Respekt vor Umwelt und Konsument: Sardinen, Oliven, verschiedene Käse, Wurstwaren oder den knusprigen Stullenklassiker Croque Monsieur (6,50 Euro).
Frische, Verdaulichkeit, Nachhaltigkeit, Ehrlichkeit – letztlich geht es aber eben auch nur um Wein und den Spaß daran. Ja, und den hat man im »JAJA«. 

hlb
JAJA Naked Wine Bar & Shop, Weichselstraße 7, Di. – Do. 18 – 0,
Fr/Sa 18 – 2, So 17 – 21 Uhr, http://jajaberlin.com, Facebook: jajaberlin