Sehen und gesehen werden

»Jägerporn« im »Raum für drastische Maßnahmen«

Eine Jägerhütte in der Ardèche in Frankreich. Eine Französin, die ihre Kindheit in den Bergen verbringt. In der Hütte treffen sich Jäger zum gemeinsamen Jagen. An der Wand hängen Erotik-Kalender zum Ergötzen. Jäger auf dem Jägerstand – glotzen und jagen. Das Mädchen klappt die Fallen für die Hasen und Füchse zu und singt dabei das französische Kinderlied über das Kaninchen, das am Morgen den Jäger getötet hat.

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Akt im Walde.Foto:                                                                                                                                                                      A. Edely

Anaïs Edely wuchs in den Bergen der Ardèche auf, studierte in Paris und Münster Design und Illustration. Heute lebt sie in Neukölln. Das Beobachten, die Natur und der Körper sind Themen ihrer künstlerischen Arbeit geblieben.
Die Illustratorin geht vom flachen Papier wieder ins Dreidimensionale. In ihrer Ausstellung »Jägerporn« im »Raum für drastische Maßnahmen« fügt sie die Betrachtung von Natur und Körper in einem Dialog zusammen, der den Akt als Ausgangspunkt hat. Die Bewegung des Modells wird in der Skizze durch Verzerrungen und Verdrehungen ausgedrückt. Die Aktzeichnungen werden zu Bronzeskulpturen, die auf ewig in ihrem Bewegungsablauf stehengeblieben sind. Anaïs Edely lässt die Bewegung der Zeichnungen in großformatigen Siebdrucken und gewebten Teppichen durch Farbverläufe sicht­bar werden. Diese flirrend rauschenden Verläufe und Strukturen wirken wie Landschaften, in denen das Thema des Betrachtens wieder präsent wird. Der Beobachter wird gleichermaßen zum Akteur in der Szenerie zwischen Körper und Landschaft und so unbemerkt selbst zum Betrachteten.

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Vernissage »Jägerporn«:
2. Juli – 19 Uhr
R. – Raum für drastische Maßnahmen,
Oderstr. 34, 10247 Berlin
Finissage: 9. Juli -19 Uhr: Audiovisuelle Improvisation. Eine Interdisziplinäre Performance mit Tanz (Naïma Ferré), Electronik (Gösta Wellmer) und Live-Zeichnen (Anaïs Edely)
20 Uhr: Künstlergespräch & Abschied mit Jägermeister