Im Zeichen der Wollust und Sünde

Die vielseitige Walnuss

In der Thomashöhe steht einer und auch in der Lessinghöhe – ein Walnussbaum. Die Walnuss ist vor langer Zeit aus Persien zu uns gekommen. Die Pflanze ist in fast allen Bestandteilen für uns nützlich.
Zum Heilen sind es die Blätter, die frischen, grünen Fruchtschalen und die Nüsse in den unterschiedlichsten Reifegraden. In der Küche werden die Nüsse und das daraus gewonnene Öl in den unterschied-lichsten Varianten genutzt. Bei den Likörrezepten fällt auch auf, dass sowohl die reife Nuss, als auch die »grünen«, also die unreifen Ver- wendung finden. Bei einem alten Klosterrezept wurden sogar Blätter des Baumes in Sprit angesetzt. Das Holz und die Rinde werden für Möbel verwendet.

wallnuss
Leckeres zum Knacken.                                                                                                                                                            Foto: fh

Die Nuss enthält Magnesium, Phosphor, Schwefel, Eisen, Calcium und die Vitamine A, B1, B2, B3, C und Pantothensäure. Halbreife Nüsse und im Frühsommer geerntetes Laub enthalten bis zu 1 Prozent Vitamin C und gehören damit zu den Vitamin-C-reichsten Pflanzen-teilen in Mitteleuropa. Schon seit der Antike fanden sie vielseitige medizinische Verwendung. Noch heute werden ihre Extrakte in der Naturheilkunde eingesetzt und sollen unter anderem bei Anämie, Diabetes mellitus, Durchfall, Darmparasiten, Frostbeulen, Hautgeschwüren und Wunden helfen. Ihnen wird eine antiseptische, wurmtreibende, tonische (gegen Steifheit), blutreinigende Wirkung nachgesagt. Außerdem fördert sie eine glatte Narbenbildung.
Im Volksglauben, wie beispielsweise der Signaturenlehre wurden Ähnlichkeiten der Walnuss zu Genitalien oder auch zum Großhirn gesehen.
Ein weiterer Volksglaube sieht in der Walnuss ein Symbol der Fruchtbarkeit und der Frau. So sahen manche Mönche und Pfarrer in der Walnuss jedoch auch das Zeichen der Wollust und Sünde. So warnten sie davor, dass auf jedem Blättchen ein Teufel wohne, der mit Hexen unter den Bäumen Liebesorgien feiere. Auch solle der Schatten der Bäume gesundheitsschädlich sein.
Bizarr ist auch, dass schon im Mittelalter beschrieben wurde, dass Frauen sich mit einem Sud aus den grünen Schalen der Nuss die Haare gefärbt haben. Die gut färbenden Eigenschaften der grünen Walnussschalen wird bis heute auch für Holzbeize genutzt.

Eva Willig