Wenn der Bierkrug zum Zapfhahn geht

Im »Lager Lager« lagert mehr als Lager

Die Craft-Beer-Welle schwappt weiter. In einem ehemaligen Späti in der Pflügerstraße hat sie einen neuen Höhepunkt gefunden. Der Craft-Beer-Shop »Lager Lager« samt Verkostungsraum hat über 170 Biersorten abseits der gängigen Marken in seinem Programm, die dem Neuköllner Edeldurst ganz neue, perlende Aha-Erlebnisse verschaffen.

Lager Lager Abfüllstation II
FÜLL mich ab, Brewy!                                                                                                                                                                Foto: pr

Die Besitzer, André Gifkins und seine Freundin Robyn Anderson, beide aus Neuseeland, sind leidenschaftliche Bierfans. Sie haben hier, quasi als Geschmackskuratoren, ein buntes Sortiment an Flaschen- und Dosenbieren zusammengestellt, das die Stars der jungen Berliner Bierbrauerszene ebenso beinhaltet wie ausgefallene Spezialgebräue aus Benelux, Skandinavien, England, den USA (zum Beispiel aus Hawaii!) oder auch Estland. Neben reichlich Pale Ales, Stouts oder Porter-Bieren finden sich auch deutsche Klassiker wie Pils, Weißbier, Gose oder fränkische Rauchbiere – nur das namensgebende Lager ist eher spärlich vertreten. Die kunstvollen Etiketten allein sind schon ein Augen-schmaus und die kreativen Namen (»Heaven & Hell«, »Spaghetti Western«) vieler dieser Bierraritäten verführen zum Entdecken neuer Gaumenfavoriten. Der Knüller aber ist das Konzept, das André und Robyn aus ihrer Heimat mitgebracht haben, wo es üblich ist, in seine Lieblingsbrauerei Krüge mitzubringen und sie vor Ort befüllen zu lassen.
In zwei Füllstationen können im »Lager Lager« 1-Liter-PET-Flaschen oder sogenannte Growler – 0,75-Liter Ploppverschluss- oder dick-bäuchige 1,89-Liter-Flaschen – mit je vier verschiedenen und ständig wechselnden Biersorten aufgefüllt werden. Frisches Fassbier to go (home) sozusagen – das aufgrund des »Counter Flow Filling Systems«, bei dem vor dem Einfüllen zunächst der Sauerstoff durch CO² aus den Flaschen verdrängt wird, bis zu sechs Wochen frisch bleibt. So wird der heimische Wohnzimmertisch zur Mikrobrauerei-Theke.
Die dekorativen LL-Flaschen müssen allerdings erst gekauft werden (der große Growler kostet 7 Euro), dann gehören sie einem aber auch ein Leben lang. Und lechzen danach, sich immer wieder mit exklusi- vem Nass zu füllen.

hlb
Lager Lager, Pflügerstr. 68, Mo – Fr 12 – 22, Sa bis 23 Uhr, www.lagerlagerberlin.de, Facebook: Lager Lager