Schlehdorn im Frost

Steinalt mit Schutzwirkung gegen Hexen und Fieber

Schlehe
Schlehe.                                                                                                                                                                                               Foto:ew

Der Schlehdorn, auch Schlehe genannt, gehört zu den Steinobstge-wächsen innerhalb der Familie der Rosengewächse. Die Blüten, die Rinde (bitte lasst sie dran) und Früchte wirken zusammenziehend (adstringierend), harntreibend, schwach abführend, fiebersenkend, magenstärkend und entzündungshemmend. Ein Blütenaufguss wird besonders bei Kindern bei Durchfallerkrankungen, bei Blasen- und Nierenproblemen und Magenbeschwerden eingesetzt. Aber wie so oft liegen heilende Wirkung und Giftigkeit nahe beieinander. Die Samen des Schlehdorns enthalten das Blausäure-Glykosid Amygdalin.Der Name der Schlehe ist wohl auf die Farbe ihrer Frucht zurückzu-führen und leitet sich von dem indogermanischen Wort (S)li ab. Dieses hatte die Bedeutung »bläulich«. Man findet diese ursprüngliche Bedeutung auch als Silbe im Pflaumenschnaps »Slivovitz« wieder. Im Althochdeutschen wurde die Schlehe als »sleha«, im Neuhochdeutschen als »slehe« bezeichnet.
Die Früchte reifen ab September, werden zumeist aber nach dem ersten Frost am Strauch geerntet. Hier hilft aber auch ein Trick: Indem die Früchte mit einer Gabel eingestochen werden und dann min- destens eine Stunde im Tiefkühler frosten, gehen ebenfalls Teile der Bitterstoffe verloren.
Bereits in der Steinzeit wurden in Mitteleuropa Schlehenfrüchte gesammelt. Davon zeugen Pflanzenreste in Kugelamphoren-Keramik oder Abdrücke der Kerne an neolithischen Tongefäßen. Der Schleh- dorn gilt als Stammform der Kulturpflaume.
Der Schlehenbusch kann aber noch mehr und deshalb wird er häufig an Böschungen gepflanzt. Durch ihr weitreichendes Wurzelwerk, ihre Ausbreitungsfreude und ihre Windbeständigkeit ist sie als Befes-tigungspflanze bedeutend. Sie eignet sich besonders zur Befestigung von Hängen und Böschungen. Auch als Schneeschutzgehölz und Verkehrsbegleitgrün kommt der Schlehe einige Bedeutung zu.
Das zerstreutporige, leicht glänzende Holz der Schlehe zeichnet sich durch große Härte aus. Es besitzt einen rötlichen Splint und einen braunroten Kern. Es wird zum Schnitzen und zur Herstellung von Peitschenstielen und Spazierstöcken verwendet.
Die Schlehe zählte früher zu den Pflanzen, mit deren Hilfe sich Ernte und Wetter vorhersagen ließen. Ein gehäuftes Auftreten von Schlehen bedeutete einen besonders strengen Winter, so der Volksglaube. Dem dornenreichen Gehölz wurde auch eine starke Schutzwirkung gegen Hexen zugeschrieben. Deshalb wurden Weiden und Höfe oftmals mit Schlehen umpflanzt.

Eva Willig