Hähnchenmägen und Pistolen

Bulgarische Lebensfreude im »Mehana Balgaran«

Weit über 17.000 Bulgaren leben in Berlin, bulgarische Restaurants hingegen gibt es nur wenige. Rustikal ist der erste Eindruck, den man vom Ende letzten Jahres eröffneten »Mehana Balgaran« in der hinteren Karl-Marx-Straße (das Stammlokal gleichen Namens befindet sich in der Boddinstraße 61) bekommt.

Mehana
Unter Knarren.                                                                                                                                                                               Foto: mr

Massive, dunkle Holzbänke und -tische – auch draußen mit Blick auf »Cosy Wash« und Shell-Tankstelle –, Holzregale an den Wänden, bestückt mit Weinflaschen, Vasen und alten Pistolen(!), sowie die schweren, auch in Holz eingeschlagenen Speisekarten versprechen zünftige Stunden.Die umfangreiche und für Nichtkenner der Kulinarik des Ostbalkans zum Glück bebilderte Speisekarte hat es auch wirklich in sich und zelebriert die traditionelle Landesküche von der Vor- bis zur  Nachspeise.

Speisekarte
                                                                                  Foto:mr

Eine typische bulgarische Mahlzeit beginnt mit einem Salat. Allein von denen gibt es eine reichliche Auswahl vom bekannten Schopska- bis zum Schnapssalat, wobei letzterer alkoholfrei aus sauren Gurken, Bohnen in Tomatensoße und eingelegten Paprika besteht, sich so aber sicher gut als Unterlage oder Begleiter etwa für die vollmundigen Wein- und Muskattraubenschnäpse eignet.
Zu den Vorspeisen zählen Schweine- und Rinderzunge oder auch Schweineohren, panierte Käse sowie Suppen zum Beispiel mit Rindergekröse (so steht es da) oder Hackfleischkugeln. Neben diversen Schweine- und Rindfleischplatten, etwa als »Satsch« auf heißen Keramikplatten serviert, Schaschliks, Kebaptsche (alias Cevapcici) oder Karnatsche (einem Wurstkranz) gehören auch Hähnchenleber, -mägen und -herzen zu den Hauptspeisen. Wer dann noch kann, gönnt sich Milchreis oder ein Stück Torte als Dessert. Angst vor Fleisch und Deftigem sollte man also nicht haben, doch alle Speisen kommen so authentisch, frisch, schnell, pikant und äußerst lecker zubereitet aus der Küche, dass sie Lust machen, wiederzukommen und noch mehr zu probieren.
Für ein romantisches Dinner eignet sich das »Mehana Balgaran« dennoch eher nicht: Abgesehen vom hier unbekannten Rauchverbot verspricht die weitgehend auf Bulgarisch gehaltene Website dem Gast bereits »Great Music«. Und in der Tat schallt durchgehend laute, moderne Balkanmusik aus den Boxen, die zwar zum Tanzen wie am Goldstrand, aber weniger zu intensiven Gesprächen einlädt. Umso mehr stellt sich hier durchaus ein gewisses Urlaubsgefühl ein, mitten in Neukölln. 

hlb
Mehana Balgaran 2, Karl-Marx-Str. 266, tgl. 9-3 Uhr, Facebook: Mehana-Balgaran-2-Berlin, http://balgaran.de/de/