Realität im Spiegel

Kunst aus Fundstücken

PaulWilisch
Paul Wilisch.                                                                                              Foto:mr

Zersprungene Glasvitrinen, leere Podeste, in der Ausstellung »Reklamiertes Glück« in der Galerie im Saalbau ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Der Künstler Jonas Paul Wilisch beschäftigt sich hier mit den eher ungewöhnlichen Formen des Zeigens oder Verbergens von Kunstobjekten und spielt so mit den Erwartungen der Besucher.
Auf den ersten Blick sind in einem der Räume nur leere Podeste zu sehen ohne das erwartete Ausstellungsstück. Erst bei genauerem Hinsehen fallen die Spiegel dahinter auf. Und hier – im Spiegel – sind dann auch die Objekte zu sehen oder mehr zu erahnen, die sich im Innern der Säulen verbergen: Vasen, Teller, Krüge und Tassen, die der Künstler aus auf der Straße gefundenen Scherben neu zusammengesetzt hat. Das tatsächliche Aussehen der ausgestellten Objekte erschließt sich in einer Serie von Postkarten.

Saalbau
Möbel in Auflösung.Foto: mr

Aus ebenfalls auf der Straße gefundenem Sperrmüll hat er Räume gestaltet und anschließend fotografiert. Aufwändig gerahmte Abzüge der Fotos brachte er dann an den Fundort des Mobiliars zurück und beobachtete, was mit dem Bild passierte. Die Protokolle seiner Beobachtungen sind in der Ausstellung ebenso einzusehen wie die Fotografien, die hier entgegen aller Gepflogenheiten nicht an der Wand hängen, sondern wie beiläufig auf dem Boden stehen.
Die Absurdität eines über zehn Jahre laufenden Inkasso-Briefwechsels thematisiert Wilisch in einer Audio-Installation, in der eine Frauenstimme Auszüge daraus mit den immer gleichen Redewendungen und Aufforderungen vorliest. Die Originaldokumente fand er übrigens auch in einem Karton auf der Straße. 

mr