Freiheit im Kopf

Wolfgang Endler, der globale Heimatdichter

Endler
Sein Geist lässt sich nicht beugen.                        Foto: pschl

»Als gerupfter Vogel hab ich viel Federn gelassen, mit denen zu schreiben möcht ich nicht bleiben lassen.«
Schreiben gehört zu Wolfgang Endlers Leben wie für andere Essen oder Trinken. Besonders gerne schreibt er Aphorismen (kurze Sinnsprüche), die meist auch für den öffentlichen Vortrag bestimmt sind. Dabei bevor- zugt er rhythmische Texte, denn er ist auch Sänger in einer Band und kann gut trommeln.
Endler wurde 1946 in Berlin-Friedrichshagen geboren und verbrachte bis zu seiner Abschiebung in den Westen sein Leben in der DDR. Dass er die DDR von innen her verändern wollte, war zur Zeit des Prager Frühlings für die Bonzen aber noch schlimmer als »Republikflucht«. Die Folge war eine fast vierjährige Inhaftierung.
Seit 2005 wohnt er in Neukölln im Schillerkiez. »Ich bin Neuköllner Lokalpatriot und Heimatdichter, aber auch Grenzgänger. Vielleicht bin ich auch ein globaler Heimatdichter, weil ich eineinhalb Jahre im südlichen Afrika gelebt und viel darüber geschrieben habe.« Im Kiez hat er eine Menge Veränderungen wahrgenommen, positive wie negative, sowohl als Künstler als auch als normaler Einwohner. Schön findet er unter anderem das Beobachten der Sonnenuntergänge am Tempelhofer Feldrand, die Hasenheide und die Vielfalt der Bevölkerung. All das verarbeitet er literarisch, wie in Kurzgeschichten von Kalle K. – dem wahren Neuköllner – oder in den spontan entstandenen Gedichten zur »Landebahn-Lyrik«.
Zu den negativen Seiten zählt er die hohe Fluktuation im Schillerkiez, die ihn zeitweise ängstigt. Die wird aber nicht nur durch die Gentrifizierung ausgelöst, sondern auch dadurch, dass heutzutage eine extrem hohe Mobilität von Erwerbstätigen verlangt wird. So verlor er mehrere Künstlerfreunde, deren Miete nicht mehr vom Jobcenter übernommen wurde oder die beruflich scheiterten. Er möchte mithelfen, dass Leute, die im Kiez und für ihre Nachbarn etwas tun, auch hier bleiben können.
Seit nunmehr 25 Jahren wirkt er bei Lese- und Schreibwerkstätten verschiedener Bezirke mit. Er ist auch Dauergast bei »Crazy Words«, einer Kleinkunstbühne im Prenzlauer Berg, deren Beiträge live über Rockradio gesendet werden.
Zu seinem 70. Geburtstag im nächsten Jahr plant er ein Buch, angeregt durch seine Dichterfreundin Monika Jarju aus Friedrichshagen, die dann ihren Sechzigsten feiern wird – ebenfalls mit einem Buch.

pschl
Mehr über Wolfgang Endler und Information zu Auftritten von Endler & Co sind auf folgender Website zu finden: www.wolfgang-endler.de.