Unter Schwaben

Im Vereinsheim »Rössle« fiebern VfB-Fans mit ihrem »Veroi«

VfB
Det war ne knappe Kiste.                                                                                                                                                      Foto: cal

Samstag, 15:30 Uhr, Bundesligazeit im »Rössle« – oder besser gesagt – VfB-Zeit. Zum Anpfiff des Spiels gegen Paderborn war das Stuttgarter Vereinsheim in Neukölln längst in rot und weiß gehüllt, der drohende Abstieg am letzten Spieltag knabberte an den schwäbischen Nerven.
Eine halbe Stunde zuvor war VfB-Anhängerin Gabi noch zuversichtlich gestimmt gewesen: »Mir gwinnet!« Ein Schal mit der Aufschrift »Nie mehr zweite Liga!« hinterm Tresen und eine VfB-Trikotgalerie an den Wänden sollten als Glücksbringer dazu beitragen, dass Gabis Prophezeiung sich erfüllt.
Das half zunächst aber alles nichts. Nach nur wenigen Minuten ging Paderborn in Führung, und im Rössle wurde es still. Die nun noch viel blankeren Nerven betäubten die VfB-Anhänger mit noch mehr Bier, das ist im »Rössle« billig. Für 1,50 Euro kann in der rein ehrenamtlich betriebenen Fankneipe ein Stuttgarter Bier bestellt werden. Das Prinzip ist genossenschaftlich, Mitglieder und ihre Beiträge sichern das Überleben der schwäbischen Enklave in Neukölln.
Das Überleben des Vereins in der ersten Liga konnten heute nur die Spieler selber sichern. Mitte der ersten Halbzeit führte Paderborn noch immer, dann fiel auch noch der Ton aus, und so manch einer war froh, dass er in der bis zum letzten Zentimeter gefüllten Kneipe nun weder etwas vom Spiel sehen noch hören konnte. Zu diesem Zeitpunkt wirkte der Schriftzug »Fern der Heimat, nah im Herzen« am Tresen eher wie die Aufschrift eines Grabsteins.
Und Optimistin Gabi? »Mir schieße no drei, drei z ois gehed s aus.«
Sie sollte letztendlich Recht behalten. Auch wenn der VfB nur zwei Tore schoss, reichte es zum Sieg, ob zwei oder drei war Gabi und den vielen anderen aber herzlich egal. Den Fanchö­ren aus dem Lautsprecher des Fernsehers wurde lautstark geantwortet, die Temperatur in den beiden Räumen stieg auf tropisches Niveau, die Luftfeuchtigkeit aus Schweiß und Bier auch. Echtes Fußballfieber eben.
Dann strömten überglückliche »Cannstatter Jungs und Mädels« nach draußen und feierten auf der Straße weiter. Das »Rössle« bleibt seit seiner Gründung 2010 auch in Zukunft eine Erstliga­kneipe und darf sich in der Fußballsommerpause auf ruhigere Zeiten mit Kickerturnieren und Pokerrunden freuen.

fg
Rössle, Cannstatter Kurve Berlin e.V.,
Braunschweiger Str. 51
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