Petras Tagebuch

Es geht ein Paket auf Reisen

Es kommt eher selten vor, dass ich ein Paket versende. Diesmal musste es aber sein, da ich meine Tochter, die in Österreich lebt, mit diversen Kleinigkeiten beglücken wollte. Im Tabakladen im Schillerkiez gab ich das Paket treuen Glaubens ab und zahlte das Porto von 6,99 Euro. Drei Tage später war das Paket wieder in Berlin. Es war falsch frankiert. Das Porto reichte nur für Deutschland, aber nicht für den grenzüberschreitenden Postverkehr. Ein wenig allerdings wunderte mich, dass es sich im Schillerkiez noch nicht herumgesprochen hatte, dass Österreich seit 1945 kein deutsches Bundesland ist, sondern ein eigenständiger Staat.
Also brachte ich das Paket wieder auf den Weg. Diesmal zahlte ich 16,99 Euro und war mir sicher, dass bei dem Preis die Zustellung nach Österreich klappen sollte. Mit Argusaugen verfolgte ich die Sendung im Internet. Nach einem Tag war das gute Stück in Rüdersdorf angekommen und wurde von dort aus wieder zu mir gesendet. Bis das Paket, übrigens kommentarlos, bei mir eintraf, ging noch eine Woche des Wartens ins Land. Nun war ich völlig ratlos. Gab es einen DHL-Versendeboykott für Pakete nach Österreich? Oder hat das Paket ein Eigenleben entwickelt und beschlossen, wie eine Schmeißfliege an mir zu hängen?
Ich entschloss mich, die Sache sportlich zu betrachten und gab es diesmal bei der Post in der Karl-Marx-Straße ab. Der Postfrau erzählte ich meine Geschichte in epischer Breite und bezahlte wieder ein Porto von 16,99 Euro. Die Dame von der Post zeigte aber Verständnis für meine Situation und gab mir eine Telefonnummer der Beschwerdestelle der DHL mit.
Am nächsten Tag rief ich bei der DHL an. Bereits nach einer halben Stunde und viel Gerede mit Maschinen hatte ich eine freundliche menschliche Stimme am Apparat. Wieder erzählte ich meine Geschichte und wurde weiterverbunden. Nochmals erzählte ich nun die Geschichte, diesmal mit einem Teilerfolg. Ich war in der Abteilung für den internationalen Paketversand gelandet, meine Daten wurden aufgenommen und das Versprechen, dass sich bald jemand bei mir melden würde, damit ich 16,99 Euro zurück erhalte. Ich will mal glauben, dass das passiert. Bis heute allerdings war noch kein Geldbote bei mir.
Nun wollte ich das aber auch noch geklärt haben mit der Versendung, die falsch frankiert war. Nun wurde ich an den nationalen Paketversand verbunden. Wieder erzählte ich meine Geschichte mehrfach, weil ich weiterverbunden wurde, und wieder geriet ich an eine zuständige Person. Und auch hier kam man mir entgegen. Das Ergebnis war, dass ich einen Code bekam, mit dem ich mir eine Paketmarke im Wert von 6,99 Euro aus dem Internet holen kann, um damit ein Paket zu versenden. Nur will ich gar keine Pakete mehr versenden, aber da konnte mir DHL auch nicht weiterhelfen.
Der Flug nach Salzburg ist ab 100 Euro zu bekommen. Die Benzinkosten nach Österreich betragen 70 Euro. Insgesamt habe ich für das Paket 40,97 Euro bezahlt. Um einen Teil des Geldes zurückzubekommen, habe ich zwei Stunden telefoniert und sitze nun auf einer virtuellen Paketmarke, für die ich keine Verwendung habe.
Aktuell verfolge ich das Paket, das bereits seit fünf Tagen unterwegs ist. Von Rüdersdorf ging es nach Augsburg, von dort nach Neuenwied und liegt aktuell in Regensburg. Ich wünsche dem Paket weiterhin eine gute Reise.