Schweine in Seide oder: Twin Peaks vs. Blue Velvet

Auch Neukölln kann Cocktails von Welt

Twinpigs hochkant
Twinpigs.                                                                Foto:hlb

Eineiige Schweine? Nein, Regisseur David Lynch inspirierte mit seiner Kultserie »Twin Peaks« den wortspieligen Namen der Cocktailbar, die seit April von Architekt Paulo de Araujo aus Chile und Filmemacher Pär Kjellén aus Schweden in der ehemaligen »Frühperle« betrieben wird. Nicht zu abgerockt, nicht zu schick, mit minimalistischen Lampen, schummrigem Kerzenschein, offenem Putz und mehrfarbig dunklem Dielenboden präsentiert sich das »Twinpigs« – rau und gleichzeitig raffiniert.
Ob in der Sofaecke vorn, an der top bestückten zentralen Bar oder an den langen Tischen im fast sakralen hinteren Bereich – Trinkgenuss ist überall gewähr­leistet. Denn die junge Crew setzt auf Vielfalt und Qualität: Neben 13 mitunter raren Flaschenbieren sowie dem roten Rollberger, wechselnden Kreuzberger Heidenpeters-Bieren und Budweiser vom Fass sind die Cocktails die Stars der 64-seitigen Karte. Unterteilt in »alte, neue und lange«, also Klassiker, neue Kreationen und Longdrinks, gehört jedem Drink eine eigene Seite, samt Zutaten und Piktogrammen zu Machart und Glas. Bei Angebot und Rezepturen ließen sich Paulo und Pär von einem renommierten Friedrichshainer Barchef beraten. Zwischen angemessenen 7 und 10 Euro liegen die perfekt gemixten Cocktails wie der »old fashioned« Sazerac aus Cognac, Bitters, Absinth und Zucker oder die rauchig-kräftige Neuschöpfung »Mr. Smokey« mit Mezcal, Bénédictine, Agavensaft und Salbeiblatt (übrigens auch Paulos Favorit).
Für feste Nahrung sorgen die dienstägliche »Dinner Series«, für die eigens Köche eingeladen werden, und die »Slow Cooked Sandwiches« jeden Mittwoch. Am Wochenende bespielen DJs das Vinyl-Deck, das »Twinpigs« wird zum Tanzclub und die Boddinstraße zum niveauvoll beschwipsten Partynabel der Welt.

Velvet Bar
Velvet bis du blau bist.Foto: pr

Nicht weit entfernt residiert seit gut einem Jahr die »Velvet Bar« im ehemaligen »Raum 6« in der Ganghoferstraße. Der hohe Raum mit viel dunklem Holz und schweren Sesseln lässt das »Velvet« (hier mag Lynchs Film »Blue Velvet« Na­menspate gestanden haben) wie eine altehrwürdige Hotel-Bar erscheinen, in der die Zeit stillzustehen scheint. Aus großen Fenstern geht der nächtliche Blick auf die leeren Räume der Sparkasse am Alfred-Scholz-Platz und erzeugt ein wahrlich weltstädtisches Gefühl. Das imposante alte Rückbuffet beherbergt auch hier eine enorme Auswahl exquisiter und angesagter Spirituosen, die die versierten Bartender souverän zu kreativen, hochwertigen Cocktails verarbeiten, die wiederum der smarte Service flink an die Tische bringt. Absturz mit Stil – wir haben die Wahl, wo.

hlb
Twinpigs, Boddinstr. 57a, Di – So 19 – 03 Uhr, Facebook: Twinpigs38
Velvet Bar, Ganghoferstr. 1,
Mi – Sa 20 – 05 Uhr, http://velvetberlin.de,
Facebook: velvetberlin4