Die Symbolik des Kopftuchs

Die visuelle Darstellung von Migranten in den deutschen Medien

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Religiöse Tradition                                                                               Foto:m r

Verschleierte Frauen gehen mit Einkaufstüten und Kinderwagen eine Straße hinunter, der Betrachter sieht ihnen aus einiger Entfernung hinterher, das umliegende Geschehen ist verschwommen.
Sobald Migration und Integration in den Medien zum Thema werden, sind Zeitungen und Internetseiten voll von Bildern wie diesen. Ganz gleich, ob die dazugehörigen Artikel von »Integrationsverweigerern«, Statistiken zu Schulabschlüssen von Ausländern oder »Hartz IV« für alle EU-Bürger handeln, es wird eine Frau mit Kopftuch abgebildet. Scheinbar ist das Kopftuch zum Sinnbild für Migranten geworden.
Doch wie kommt das? Der Grund ist, dass seit einigen Jahren die Begriffe «Migrant» und «Muslim» in den deutschen Medien synonym verwendet werden und somit die Identität der Migranten völlig vereinheitlicht wird. Gleichzeitig wird das Kopftuch jedoch noch mit alldem assoziiert, was negativ mit dem Islam verbunden wird: Demokratie-feindlichkeit, Terror, Unterdrückung der Frau. So wird ein Bild von Migranten geschaffen, die die vermeintlich gut etablierten, alltäglich praktizierten Werten der modernen westlichen Welt, die auch Deutschland für sich beansprucht, verneinen. Denn die deutsche Gesellschaft hat die Illusion ihrer selbst als kulturell und ethnisch homoger Staat, dessen (in Wahrheit nur konstruierte) Identität nun von den scheinbar rückständigen, derart anderen Einwanderern bedroht wird.

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Kopftücher waren bei uns alltäglich.                                                                   Foto: fh

Die Tatsache, dass Frau­en mit Kopftuch meist nur von hinten gezeigt werden, sodass keine Möglichkeit besteht, «Blickkontakt» aufzubauen, individuelle Züge zu erkennen und sich so zu identifizieren bzw. eine persönliche Verbindung zur Dargestellten zu finden, verstärkt das Gefühl der Abgrenzung und Andersartigkeit. Es scheint, als würde einem «der Rücken zugekehrt». Vor allem die repetetive Verwendung der immergleichen Bildtypen festigt diesen Eindruck, besonders da, wo kein realer Kontakt zu Migranten besteht.
Daher sollte man sich als Leser und Bürger bewusst machen, wie auf subtile und unbewusste Art durch Bilder problemlos Vorurteile und Meinungen vermittelt werden können, die in Worte gefasst auf Empörung stoßen würden. Es ist also unbedingt nötig, der rhetorischen wie visuellen Darstellung von Migranten stets mit kritischem Blick zu begegnen.

jt