Die Bürgerstiftung Neukölln feiert zwanzigsten Geburtstag
Am 21. November 2005 taten sich über 100 Stifter, darunter Kirchengemeinden, Kita- und Schulfördervereine, Hauseigentümergemeinschaften und Unternehmen zusammen und gründeten in Neukölln die erste Stadtteil-Bürgerstiftung Deutschlands. Die Idee dahinter: Bürger schließen sich in einer finanziell und parteipolitisch unabhängigen Stiftung zusammen, um den eigenen Kiez aktiv mitzugestalten.

Neukölln galt zu dieser Zeit als die Bronx von Berlin, als Inbegriff eines gescheiterten Bezirks. Diesem Klischee wollten sie ein Bild der Zuversicht entgegensetzen, sagte Vorstand Friedemann Walter, der gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Jean-Philippe Laville die Gäste aus Politik, Wirtschaft, Vereinen und Initiativen bei der etwas vorverlegten Feier des zwanzigsten Geburtstages am 14. September im Saal der Brüdergemeine begrüßte. »Wir sehen Vielfalt nicht als Problem, sondern als Chance und die Bürgerstiftung als Ort, wo Lösungen gefunden und Grenzen zwischen Milieus überwunden werden«, sagte er weiter.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel lobte die gute Zusammenarbeit der Bürgerstiftung mit dem Bezirksamt, aus der eine echte Partnerschaft erwachsen sei. Das zeige sich besonders im Bereich der Bürgerbeteiligung. Dafür stehe der 2020 eröffnete Mitmach-Laden. Hier könnten die Menschen erleben, dass sie sich engagieren und damit in ihrem Umfeld auch etwas verändern können.
Ein Schwerpunkt der Bürgerstiftung liegt auf der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Das »Mentoringprojekt Neukölln« bringt Jugendliche mit ehrenamtlichen Mentoren zusammen, die sie bei Hausarbeiten oder Prüfungsvorbereitungen unterstützen.
Das Projekt »Neuköllner Talente« hat ein ähnliches Konzept, richtet sich aber an Kinder im Grundschulalter. Mehr als 700 Tandems haben so bereits zusammengefunden.
Weil die Menschen, die im Kiez leben, am besten wissen, wie dieser gestaltet werden soll, engagiert sich die Bürgerstiftung für die Bürgerbeteiligung. Damit möglichst viele Menschen erreicht werden, gibt es neben dem »Mitmachladen« das Projekt »leicht gemacht«, das Menschen, die schlecht lesen und schreiben können, den Zugang zu Beteiligungsverfahren erleichtern soll. Es ist das erste Projekt dieser Art in Deutschland.

Ein Projekt, das sogar schon älter ist als die Bürgerstiftung, ist der Trödelmarkt in der Remise der Villa Rixdorf, der von Ostern bis Weihnachten verkauft, was sich an Sachspenden angesammelt hat. Entstanden ist er, um Geld für den Aufbau der Bürgerstiftung zu sammeln. Heute geht der Erlös zusammen mit Spenden und den Erlösen des Rixdorfer Weihnachtsmarktes in den »N+ Förderfonds«, aus dem dann wieder kleinere Projekte gefördert werden. Mehr als 200 waren es seit Gründung der Stiftung, von Sportvereinen über Senioreninitiativen bis zu Schulen und Nachbarschaftsprojekten.
Die »Trödeltruppe« sucht aktuell wieder Spenden für den Verkauf und personelle Unterstüzung. Wer also Lust hat mitzutrödeln, ist herzlich willkommen.
mr