Petras Tagebuch

Eingesperrt

Neuerdings hängt ein Zettel an unserer Eingangstür mit der Bitte, die Tür ab 21 Uhr abzuschließen. Da dort auch stand »aus gegebenem Anlasss« vermute ich, dass etwas aus dem Hof gestohlen wurde.
Das interessierte mich insofern weiter nicht, als ich meist vor 21 Uhr zuhause bin. Allerdings verlasse ich zur Zeit sehr früh das Haus, was mir eine etwas unangenehme Situation bescherte.
Tatsächlich hatten Hausbewohner die Tür am Abend abgeschlossen, und ich war die erste Person, die am Morgen das Haus verlassen wollte. Nun stand ich an der Tür, suchte nach dem Hausschlüssel, versuchte mein Fahrrad festzuhalten, das drohte umzukippen und wurde einigermaßen nervös.
Nachdem ich das Fahrrad an der Hauswand mehr oder weniger sicher abgestellt hatte, ich den Schlüssel fand und mit einer gewissen Erleichterung die Tür aufschließen wollte, klappte das Aufschließen nicht. Der Schlüssel ließ sich nicht richtig in den Zylinder stecken, das Schloss ließ sich nicht öffnen. Ich war eine Gefangene im eigenen Haus. Das hatte ich auch noch nicht erlebt.
Alle meine Versuche schlugen fehl. Ausgeschlossen war die Möglichkeit, Nachbarn um Hilfe zu bitten, denn es war 6 Uhr 30. Wenn ich mir keine Feinde schaffen wollte, sollte ich nirgendwo klingeln.
Nachdem ich bis zehn gezählt hatte, kam mir dann doch noch eine Idee. Vielleicht hat der Schlüssel Feuchtigkeit abbekommen, möglicherweise hat sich eine dünne Schicht mit Rost gebildet, die den Schlüssel so unbeweglich machte. Für diesen Fall war ich gerüstet. In meiner Handtaschenausstattung befindet sich ein Spray für Schlösser, um deren Geschmeidigkeit zu erhalten. Das war die Lösung, und ich war wieder frei.