Katja Neppert hat die BVG nach dem Stand der Bauarbeiten an der U-Bahn gefragt
Alle, die hier in der Gegend einmal die U-Bahn benutzen, kennen die Baustelle über dem Eingang zur U8 am Nordende des Herrmannplatzes.
Seit dem Frühjahr 2020 – noch vor dem ersten Corona-Lockdown – ist der Zugang zum Bahnsteig über die Treppe gesperrt. In der Regel bleibt wenig anderes übrig, als sich durch den Markt und über das Holperpflaster zu kämpfen bis zum U-Bahneingang am Platzende, wenn man aus dem Reuterkiez kommt. Ein ständiges Ärgernis und Reizthema.

Nur: Was tut sich in der Sache? Ich habe immer einmal wieder bei der BVG nachgefragt. Manchmal kam gar nichts, manchmal eine Vorgangsnummer, aber jetzt bekam ich eine ausführliche Antwort:
»Unsere Fachabteilung hat Ihre Nachfrage wie folgt beantwortet:
»Am U-Bahnhof Hermannplatz ist derzeit nur noch der Ausgang I/2 gesperrt, das heißt. von acht Ausgängen ist nur einer nicht zugänglich. Der Ausgang I/2 ist seit August 2020 gesperrt. Nach aktuellem Planungsstand im Dezember wird die Maßnahme voraussichtlich Ende 2025 beendet werden. Die Sperrung musste wegen neuer statischer Berechnungen der Decke über dem Ausgang erneut verlängert werden. Insbesondere hier die Überarbeitung der Tragwerksplanung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes.
Die eigentlichen Arbeiten zur Tunnelsanierung haben 2022 begonnen. Ursprünglich war eine Bauzeit von ein bis zwei Jahren vorgesehen. Leider ist es bei so alten Bauwerken nicht unüblich, dass im Verlauf der Arbeiten Schäden entdeckt werden, die vorab nicht erwartbar waren. Dies erfordert oft aufwändige, neuerliche Planungen und Vergabeprozesse und verständlicherweise Mehrarbeiten. Auch beim Tunnel am Hermannplatz erwies sich die Substanz nach Baubeginn leider als deutlich schlechter als erwartet.
Hinzu kommt, dass unsere Fachleute dort unter Denkmalschutzbedingungen arbeiten und bei allen Arbeiten vor allem die Fahrgäste im Blick haben. So wird auch an dieser Stelle praktisch ohne Einschränkungen im U-Bahnbetrieb gebaut. Das erfordert einen hohen logistischen Aufwand. Schwere Arbeiten können teilweise nur in den wenigen Stunden der nächtlichen Betriebspause erledigt werden. Das erhöht den Zeitbedarf erheblich, ist aber für die Fahrgäste eine bessere Lösung als eine monatelange Komplettsperrung eines so wichtigen Bahnhofs.
Bei der Schließung der Ausgänge ist nicht in allen Fällen die Tunnelsanierung ursächlich. Parallel läuft im Bahnhof die sehr aufwändige Sanierung der Decke. Diese Arbeiten können nur sehr kleinteilig und schrittweise erfolgen, da die Statik keine andere Technik zulässt. Auch im Deckenbereich erwies sich die Bausubstanz leider als schlechter als gedacht.
Bei allen drei Teilmaßnahmen (Tunnelsanierung, Deckensanierung und Erneuerung/Sanierung der Treppenanlage) kamen als Verzögerungsgrund Lieferengpässe bei Materialien durch die bekannte Lage auf den Weltmärkten hinzu.
Der Ausgang an der U8 ist wegen der unterschiedlichen Baumaßnahmen seit 2020 geschlossen (aktuell noch wegen der Tunnelsanierung und Treppenarbeiten). Das ist nötig, weil er als Zugang für die gesamte Baulogistik genutzt wird. Zum Schutz der Fahrgäste vor Lärm, Dreck und Gefahren ist keine Nutzung möglich. Zudem dient die anschließende Vorhalle als Materiallager und technischer Arbeitsbereich für den Maschinenpark.
Wir hoffen, Ihnen mit unseren Ausführungen den Sachverhalt hinreichend erläutert zu haben und wünschen Ihnen alles Gute. Viele Grüße BVG Team Kundendialog.«
Ich lerne: Beharrliches Nachfragen macht mich am Ende schlauer. Wir wurden nicht vergessen. Und in meiner Antwort habe ich die BVG gebeten, nach Abschluss der Arbeiten ein großes Fest zu sponsern.