Obdachlosigkeit ist außer Kontrolle
Ein wohnungsloser Mann schläft an der Hermannstraße im Eingang der aufgegebenen Zeemann-Filiale, im Schutz des dortigen Baugerüstes. Ein häufiges Bild in Nischen und Eingängen, die dauerhaft nicht geöffnet werden.
In der warmen Jahreszeit wird die Wohnungslosigkeit offensichtlich.Es sind keine Einzelfälle.

Eine Anfrage der Grünen im Abgeordnetenhaus an die Sozialverwaltung ergibt ein erschreckendes Bild. Das ehrenwerte Ziel der EU und auch der Bundesrepublik, bis 2030 die Obdachlosigkeit zu überwinden, ist allein schon in Berlin nicht zu erreichen. Im Gegenteil, sie wird stark anwachsen.
Es besteht jetzt Bedarf an mindestens 55.000 Plätzen in Unterkünften. Bis Ende 2029 sieht eine Prognose einen Gesamtbedarf von 114.000 Plätzen kommen.
Als wohnungslos gilt, wer keine Wohnung hat, in Unterkünften oder bei Freunden und Verwandten lebt.
Eine zunehmende Zahl von Erwerbstätigen ist davon betroffen. So hat die Bundesarbeitsgemeinschaft der Wohnungslosenhilfe 440.000 Gespräche ausgewertet und festgestellt, dass der Anteil der wohnungslosen Erwerbstätigen bereits bei 13 Prozent liegt.
Ursache ist die Wohnungsknappheit und der große Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Die Wohnungspolitik der Bundes- und Landesregierungen hat daran bislang nichts geändert.
Immer wichtiger wird die Arbeit von Einrichtungen wie »Evas Obdach« in Neukölln. Dort finden 20 wohnungslose Frauen den ganzen Monat Schutz- und Schlafraum über die Nacht. Es gibt ein Abendessen, Entspannung und Lesestoff im gemütlichen Gemeinschaftsraum, Möglichkeit zum Duschen und Wäschewaschen und Frühstück inklusive Verpflegung zum Mitnehmen. Eine fundierte Beratung findet auch statt.
30 haupt- und ehrenamtliche Frauen des »Sozialdienst katholischer Frauen« betreuen die Besucherinnen. Da die Immobilie an der Fuldastraße verkauft wurde, um Eigentumswohnungen zu schaffen, wurde über zwei Jahre um den Standort gerungen. Mit Unterstützung aller demokratischen Parteien der Bezirksverordnetenversammlung und des Bezirksstadtrates für Soziales Hannes Rehfeldt konnten Mittel für den Kauf zweier Stockwerke mobilisiert werden.
th
Evas Obdach, Fuldastraße 9, Tel. 030 477 53 2670