Warum nicht einmal »tschüüüsch« entdecken?

Ein kulinarischer und politischer Treffpunkt im Herzen Neuköllns, entdeckt von Fred Haase

Von außen wirkt es unscheinbar, doch wer durch die Tür des »tschüüüsch« tritt, spürt sofort die besondere Atmosphäre. Der Duft frisch zubereiteter Speisen mischt sich mit der warmen Gastfreundschaft von Besitzer Joan, und schnell wird klar: Hier geht es um mehr als nur Essen.

Wohlfühlen im »tschüüüsch«.  Foto: Fred Haase

Joan ist 37 Jahre alt, stammt aus Norddeutschland und lebt seit 18 Jahren in Berlin. Vor 14 Jahren gründete er das Lokal, damals noch unter dem Namen »Café tschüüüsch«, mit der Idee, einen Ort zu schaffen, an dem sich Nachbarschaft und Welt begegnen können. »Ich wollte etwas gegen die Parallelgesellschaft tun. Die Leute kannten sich nicht, also brauchte es einen Treffpunkt«, erzählt er.
Die Küche war von Anfang an international geprägt: Gemeinsam mit einem indischen Koch kombinierte Joan den Begegnungsraum mit leckerem Essen. Ohne finanzielle Unterstützung, aber mit viel Energie, Engagement und wechselnden kulinarischen Konzepten wuchs das »tschüüüsch« zu einem festen Bestandteil der Kiezkultur.
Heute setzt das Lokal auf plantpowered futurefood Plant: Hearty Rice Bowls mit fluffigem Basmati und cremig-deftigen Currys, dazu Döner Kebabs – im Fladenbrot oder als Wrap – und bald schon die Döner Fries Bowls mit knusprigen Pommes, Krautsalat und Zatziki. Außerdem gibt es »Slurpy Soups«, wie die cremige Lentil Dal Soup, und knackige Crunchy Salads mit legendären hausgemachten Dressings, indische Bowls, vegane Kebabs im Fladenbrot oder als Wrap, fast alles vegan. Nur der indische Rahmkäse ist geblieben, weil es keine überzeugende pflanzliche Alternative gibt.
Doch Joan geht es nicht nur um Geschmack. »Essen ist auch ein politisches Thema, es geht um Geselligkeit, Erinnerungen und Respekt«, betont er. Das »tschüüüsch« versteht sich als Safe Place: ein Ort, an dem sich alle sicher und wohlfühlen sollen. Im Team wird mit flachen Hierarchien auf Augenhöhe, mit gleichen Löhnen und fair geteiltem Trinkgeld gearbeitet.
Von Beginn an war das »tschüüüsch« ein Treffpunkt für politisch aktive Menschen, etwa aus Mieterinitiativen. Auch kulturelle Veranstaltungen hatten hier ihren Platz. Nach Corona wurde es ruhiger, doch inzwischen finden wieder wechselnde Kunstausstellungen statt.
Wer möchte, kann das Lokal auch für Feiern oder Events mieten. Dank einer digitalen Speisekarte lässt sich das »Futurefood« sogar im Voraus bestellen, zum selbst Abholen oder geliefert.
Die steigenden Lebensmittelpreise machen auch vor dem »tschüüüsch« nicht halt. »Der Döner für drei Euro ist Geschichte, gutes Essen hat seinen Preis«, sagt Joan. Umso wichtiger sei ihm der freundliche, respektvolle Umgang mit den Gästen und die Qualität der Speisen: frisch, hausgemacht und mit Liebe zubereitet.
Joan lebt nur wenige Schritte vom Lokal entfernt, in der Weserstraße. »Neukölln ist mein Lieblingskiez. Ich liebe die Vielfalt der Kulturen hier«, schwärmt er. Das oft negative Bild in etablierten Medien will er nicht stehen lassen: »Hier leben wundervolle Menschen, die in Frieden zusammenleben wollen. Die Probleme entstehen nicht durch die Herkunft der Menschen, sondern durch politische Entscheidungen von oben, den Druck auf dem Wohnungsmarkt und soziale Ungleichheit.

tschüüüsch – plantpowered futurefood, Fuldastraße 12
Geöffnet: Montag–Samstag, ab 18 Uhr