Suche nach Ursachen und Gegenstrategien
Die Vermüllung des öffentlichen Raumes in Neukölln ist nicht zu übersehen. Die Verursacher des Mülls sind laut einer »Littering-Studie« divers, die Ursachen der Vermüllung breit gestreut: Die Anonymität der Großstadt, Konsumsucht, Verpackungsindustrie, To-go-Becher und -Schachteln, Firmen, die ihren Schutt abladen.

Die Entsorgung von Sperrmüll ist in Berlin mit Kosten verbunden.
Die »Berliner Stadtreinigungsbetriebe« (BSR) tun ihr Bestes. Eine Straßenreinigerin in Neukölln sagte im Podcast »Betriebsstörung«, dass die Arbeitsbelastung gestiegen sei. »Man sieht keinen Erfolg mehr. Man rennt dem Müll nur noch hinterher. Die Leute werden immer unverantwortlicher.« Je nach Stadtgebiet gibt es unterschiedliche Reinigungsklassen, unterschieden nach der Häufigkeit der Reinigung. Eine Straßeneingruppierungskommission legt alle zwei Jahre diese Reinigungsklassen fest. Die Kosten der Straßenreinigung durch die BSR werden zu 75 Prozent durch Gebühren der Grundstückseigentümer, deren Grundstücke an den Straßen liegen, und zu 25 Prozent durch Mittel aus dem Berliner Haushalt gedeckt. Dabei wird das soziale Gefüge in den Kiezen beachtet, denn die Eigentümer legen die Kosten auf die Mieter um. Nach der Kürzungsliste des Senats sollen übrigens fünf Millionen Euro bei der Straßenreinigung gespart werden. Andererseits warten höhere Bußgelder auf die Durchsetzung: zum Beispiel 4.000 Euro für illegalen Sperrmüll. Götz Eisenberg konstatiert in seiner Durchhalteprosa einen Verfall des Gemeinwesens, dessen Ursachen sich nicht von der Stadtreinigung und dem Ordnungsamt beseitigen lassen. Die Vermüllung ist nur das äußerlich sichtbare Symptom. (https://durchhalteprosa.de/)
Im Buch »Müll« (www.bpb.de) wird festgestellt, dass das Wachstum der Müllmengen eng mit der Entstehung der Wegwerfgesellschaft und dem Massenkonsum vor allem in den 1960er Jahren in der BRD verknüpft ist. Zudem veränderte sich die Zusammensetzung des Mülls, Plastik und Kunststoffe nehmen immer mehr zu, wobei ein beträchtlicher Teil deutscher Plastikabfälle exportiert wird. In den 2000er Jahren gab es mit dem Onlinehandel einen erneuten Wachstumsschub. Dabei müsste es um folgende Prinzipien gehen: Reduzieren ‒ nur das kaufen, was ich wirklich brauche. Wiederverwenden – das nutzen, was schon da ist. Wiederverwerten. Weniger Produktion, denn wir leben auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen.
In einer Versammlung am Montag, 15. September um 19 Uhr im Stadtteilladen »Lunte«, Weisestraße 53 wollen sich Interessierte mit dem Thema »Müll und Neukölln« beschäftigen, Ursachen beleuchten, aber auch Gegenstrategien diskutieren.
Anne Seeck