Kämpferische Solidargemeinschaft

Die Berliner Mietergemeinschaft stellt sich neu auf

Es gibt zwei große Mieterorganisationen in Berlin. Die Mietergemeinschaft (BMG) ist die kämpferische. Sie ist erfolgreich und hat zur Zeit einen Notvorstand.
Der Hauptvorteil der Mitgliedschaft in einer Mieterorganisation ist bekanntlich die anwaltliche Vertretung im Mietenstreit. Mit dem »Mieterecho« hat die BMG eine informative Zeitung zu aktuellen Problemstellungen beim Wohnen. Neben den regelmäßigen Beratungszeiten in den Bezirken werden Hausversammlungen organisiert, wenn von Verkauf oder Sanierung mehrere Mietparteien betroffen sind. Dazu kommt die Zusammenarbeit mit mietenpolitischen Initiativen wie »Deutsche Wohnen & Co enteignen« und die Durchführung von thematischen Veranstaltungen.
Die BMG ist eine finanziell stabil aufgestellte Solidargemeinschaft mit ehrenamtlich arbeitendem Vorstand. Die Bezirke sollen sich selbst organisieren, Bezirksgruppen bilden, Vertreter für den Delegiertenrat wählen und dieser den Vorstand. Da es bisher nicht gelang, in allen Bezirken funktionierende Aktivenstrukturen aufzubauen, wurden anstehende Vorstandswahlen seit Jahren aufgeschoben. Es entstand ein »inneres Demokratiedefizit«, wie Mitglieder fanden und ihrerseits klagten. Geleitet von einem gerichtlich bestellten Notvorstand wurden nun in Berlin Bezirkswahlen durchgeführt – durch die Mitglieder und mit den Aktiven, die sich zur Verfügung gestellt haben. Auch Neukölln hat neue Delegierte – darunter je einen Mitarbeiter der Jugendeinrichtung »Manege« und vom »Mieter­echo«.
Neukölln ist zugleich der mitgliederstärkste Bezirk. Dem hohen lokalen Beratungsbedarf entsprechen allein bei der BMG fünf Beratungs­angebote pro Woche. In den Räumlichkeiten der Sonnenallee 101 lief darüber hinaus eine Veranstaltungsreihe zu international verwirklichten Wohnutopien. Im Juli befasste man sich mit der genossenschaftlich gegründeten GEHAG, die im Bezirk die Hufeisensiedlung und die Gropiusstadt realisierte und nach dem Verkauf über die »Deutsche Wohnen« bei »Vonovia« landete, woraufhin Missmanagement und Mietüberhöhung die prominente Enteignungs- beziehungsweise Rekommunalisierungskampagne anstießen. Die »Initiative Neuer kommunaler Wohnungsbau« (INKW) gibt Zukunftsorientierung.
Gut und sicher wohnen wollen wir alle. Sich dafür zu engagieren macht Mühe, aber lohnt. Neuköllner Aktive der BMG – ob gewählt oder interessiert – treffen sich jeden 4. Donnerstag in der Sonnenallee 101 um 18 Uhr.
Und natürlich hat auch der Berliner Mieterverein eine Bezirksgruppe: am 4. Montag im Monat in der Richardstraße 5 um 18.30 Uhr.

Marlis Fuhrmann