Petras Tagebuch

Hündische Bestechung

Das Verhältnis zwischen Hunden und mir ist nicht das beste, es ist meinerseits, vorsichtig ausgedrückt, distanziert.
Nun habe ich vor einiger Zeit einen Sprachlehrer gefunden, der einen Hund hat. Als ich ihn das erste Mal sah, wunderte ich mich. Da lief ein Wollknäuel auf vier kurzen Beinchen durch die Straße und wuselte freundlich neugierig schnuppernd an den Bäumen entlang. Das Fell war recht lang und stand wie elektrisiert in alle Richtungen ab. Mein erster Gedanke war die Vorstellung, was wohl von dem Hund übrig bliebe, wenn ich ihn unter die Dusche stellen würde. Ich fragte meinen Sprachlehrer, und er verriet mir, dass zwei Kilogramm Hund unter dem Fell seien. Nicht viel, aber immerhin ein Zwerg.
Bei meiner ersten Unterrichtsstunde in der Wohnung des Sprachlehrers musste ich den Hund von einer neuen Seite kennenlernen. Vorbei war es mit der Freundlichkeit und Zugewandheit.
Empörung, Entrüstung entnahm ich dem Bellen, so wie ich es bei einem Hund noch nie hörte. Er stellte sich mir in den Weg, damit ich keinen Schritt weitergehen sollte. Als ich das Hindernis jedoch überwunden hatte, zog er sich beleidigt, mich beob­achtend zurück.
Um den Zustand zu ändern, beschloss ich eine kleine Bestechung. Das nächste Mal brachte ich dem Hund etwas Käse mit, und siehe da, ich hatte einen neuen Freund.
Als ich ein weiters Mal ohne Käse kam, wurde ich zunächst freudig begrüßt, war dann aber den enttäuschten Blicken des Hundes ausgesetzt. Als sein Herrchen ihm dann eine Möhre anbot, nahm er sie und legte sie mir vor die Füße. Offensichtlich hatte er einen Tausch im Kopf.
Ich habe daraus gelernt und komme nie wieder ohne Käse zum Unterricht.