Rettungsstellen mehr denn je überlastet

Medizinische Fachangestellte im Srteik.Foto: privat

Menschen im Gesundheitswesen am oberen Limit

Seit 2024 dürfen niedergelassene Ärzte zehn Prozent weniger Patienten nehmen bei gleichbleibendem Honorarsatz, so die Empfehlung der »Kassenärztliche Vereinigung« (KV). Wie viele derzeit davon Gebrauch machen, wird sich erst nach dem ersten Quartal herausstellen.
Patienten erleben seither noch längere Wartezeiten auf einen Termin, insbesondere bei Fachärzten, und benötigen für eine schnelle Überweisung »Dringlichkeit«. Das führt zu manchem Unmut, doch die meisten Patienten folgen der Bitte, die an der Rezeption einiger Praxen steht: »Ab hier bitte lächeln.« Das Personal macht seine wertvolle und unverzichtbare Arbeit täglich und ist selbst mit der Situation im Gesundheitswesen nicht zufrieden. Weiterhin bieten viele Praxen Notfallsprechzeiten an.
Sehr stark betroffen sind die Rettungsstellen der Notaufnahme der Krankenhäuser. »Schon jetzt stoßen sie an ihre Kapazitätsgrenzen«, sagte der Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft Marc Schreiner dem »Tagesspiegel«.
So kann die Nacht eines Patienten vom 3. auf den 4. Januar 2024 in der Notaufnahme des Vivantes Urbanklinikums als Bestätigung des Regelalltags gesehen werden. Die Untersuchungen dauerten die ganze Nacht bis in die Frühschicht hinein und es kamen immer wieder Patienten nach. Die aktive Schicht hatte zu dem Zeitpunkt jeweils eine Ärztin oder Arzt. Das gesamte medizinische Personal behielt die Aufmerksamkeit für alle Patientinnen und Patienten, die Schritt für Schritt in jeder Hinsicht versorgt wurden, und dem behandelnden Arzt lagen alle notwendigen Informationen vor zur Diagnose vor. Doch leider schimpften trotzdem einige Patienten Beschimpfungen.
Die Menschen, die im Gesundheits- und Pflegewesen sowie den Arztpraxen und Rettungsstellen tätig sind, arbeiten am oberen Limit. Das Personal und die Ärzte reagieren zunehmend mit Protesten und mit Streiks in Tarifauseinandersetzungen, um die Gehälter und Honorare sowie die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Im Januar waren die »Medizinischen Fachangestellten« an einem Tag dem Aufruf zum Streik ihrer Gewerkschaft »Verband medizinischer Fachberufe e.V.« gefolgt. Der handelte eine Tariferhöung um 7,4 Prozent und damit eine Steigerung des Stundenlohns von 13,22 auf 16,17 Euro in konstruktiven Gesprächen aus, mit Laufzeit vom ersten März bis 31. Dezember 2024.
Es war das erste Mal in der Bundesrepublik, dass die »MFAs« in den Streik traten; denn auch sie sind »am Limit«. Wie im gesamten Gesundheits- und Pflegewesen sind dort überwiegend Frauen tätig. So ist die Zahl der in Teilzeit Arbeitenden hoch.
Zum Jahreswechsel schlossen Ärzte schwerpunktmäßig für einige Tage die Praxen. Ende Januar traten die Krankenhaus­ärzte mit dem »Marburger Bund« in den Streik für Gehaltserhöhungen. Weitere Kampfmaßnahmen des Pflegepersonals werden wieder folgen, wenn die Tarifvereinbarungen auslaufen.
Der »Verband medizinischer Fachberufe« hebt hervor, dass »beide Tarifparteien zudem die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die Politik in der Pflicht sehen«. Gesundheitsfürsorge sei Daseinsfürsorge und dafür müsse der Staat eintreten.

th