Umstrittene Straßennamen

Theodor Loos – Staatsschauspieler im Dienste der NS-Propaganda

Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. 18 davon befinden sich in Neukölln. Die Kiez und Kneipe stellt die Namensgeber vor.
In Berlin-Gropiusstadt erinnert seit 5. August 1966 der Theodor-Loos-Weg zwischen Zwickauer Damm und Wutzkyallee an den einstigen Theater- und Filmstar.
Theodor August Konrad Loos wurde am 18. Mai 1883 im hessischen Zwingenberg an der Bergstraße geboren.
Über Danzig und Frankfurt am Main kam der junge Schauspieler 1912 nach Berlin, wo er sich rasch einen Namen als herausragender Charakterdarsteller machte und zu einem der bekanntesten Schauspieler der deutschsprachigen Bühnen avancierte.
Zur aufstrebenden Kinemathografie kam Theodor Loos bereits kurz nachdem er sich in Berlin niedergelassen hatte. Er drehte in rascher Folge zahlreiche Filme, trat sowohl in Hauptrollen als auch prägnanten Nebenrollen in Erscheinung. Auf der Bühne faszinierte er mit seiner natürlichen Sprechkunst und das Kinopublikum liebte ihn wegen seines markanten Gesichts und den ausdrucksstarken Augen.
Bis zu seinem Lebensende sollte er in mehr als 220 Filmen mitwirken – unter anderem in so bedeutenden wie »M – eine Stadt sucht einen Mörder«, »Die Nibelungen« und »Metropolis« (Regisseur bei allen Filmen Fritz Lang).
Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen wusste sich Theodor Loos auch im Tonfilm zu behaupten und blieb – trotz seiner umfangreichen Arbeit für das Theater – ein vielbeschäftigter Leinwanddarsteller.
Nach der Machtübernahme der Nazis wurde Theodor Loos Mitglied im Präsidialrat der Reichsfilmkammer, die eine Untersparte der Reichskulturkammer zur Kontrolle der Künstler und ideologischen Gleichschaltung war. 1935 wurde Loos zum »Reichskultursenator« ernannt und 1937 zum »Staatsschauspieler«. Im August 1944 nahm ihn Goebbels in die »Gottbegnadeten-Liste« der unentbehrlichen Schauspieler auf, die er für seine Propagandafilme benötigte.
Er spielte in verschiedenen NS-Propagandafilmen mit, darunter in dem berüchtigten antisemitischen Propagandafilm »Jud Süß«.
All diese Aktionen führten nach dem Krieg dazu, dass Theodor Loos zunächst Berufsverbot erhielt. 1947 durfte er wieder spielen und 1949 kam er schließlich zum Staatstheater Stuttgart, wo er bis zu seinem Lebensende blieb.
Theodor Loos, der seit 1951 den Titel »Würt­tembergischer Staatsschauspieler« trug, starb am 27. Juni 1954 in Stuttgart im Alter von 71 Jahren.
Nach dem Krieg sagten Künstlerkollegen und Personen aus Wirtschaft und Politik aus, er sei trotz Mitgliedschaft in der Partei kein aktiver Nationalsozialist gewesen. Für ihn habe die Arbeit als Schauspieler im Vordergrund gestanden, er sei ein unpolitischer Mensch gewesen.
Sassmannshausen empfiehlt Kontextualisierung, weitere Forschung, gegebenenfalls Umbe­nennung.

mr