Petras Tagebuch

Wer den Pfennig nicht ehrt

Eine Freundin gestand mir vor Kurzem, dass sie noch Altbestände an D-Mark in ihrer Wohnung gefunden hat. Die Umstellung auf den Euro erfolgte am 1. Januar 2002. Sie bat mich darum, das Geld für sie in Euro umzutauschen. Es handelte sich um 16 D-Mark und 63 Pfennig.
Ich habe das nicht belächelt, denn ich kenne mich selbst und halte es für möglich, dass sich in meiner Wohnung auch noch ungeahnte Schätze befinden.
Ich war skeptisch, ob ein Geldumtausch nach so langer Zeit noch möglich ist. Immerhin war die Währungsumstellung vor 21 Jahren. Das Internet klärte mich auf: Die Deutsche Bundesbank tauscht bis zum heutigen Tag gebührenfrei D-Mark in Euro.
In Berlin gibt es eine Filiale der Deutschen Bundesbank, die sich in der Leibnizstraße in Charlottenburg befindet. Gewissermaßen freute ich mich darüber, denn nun konnte ich mal wieder einen kleinen Fahrradausflug heraus aus Neukölln machen.
Angekommen bei der Deutschen Bundesbank und nachdem ich mein Anliegen erklärt hatte, erhielt ich eine Wartenummer, fand meinen Flur, sah, dass nur zehn Menschen vor mir waren, und wartete.
Ein Buch hatte ich vergessen, konnte mir aber die Zeit damit vertreiben, die anderen Wartenden zu beobachten. Erstaunlich fand ich ein älteres Pärchen, das einen Eimer mit DM-Münzen behütete.
Nach langer Zeit war die Reihe an mir. In der Schalterhalle wurde ich im gemächligen Tempo bedient. Nachdem ich zwei Formulare ausgefüllt hatte, eines mit der Aufstellung der Scheine, das zweite mit der Aufzählung der Münzen, erhielt ich stolze acht Euro und 50 Cent. Das entsprach meinem erhöhten Kalorienbedarf für die weite Fahrradstrecke.